Route: Ensenada- San Vincente- Camalu- El Socorro bei
St Quintin- El Rosario- bei den Kakteen- Catavina- Villa Jesus Maria
– Guerrero Negro- Vizcaino- San Ignacio in der Palmenoase!
Tagebucheintrag „Montezumas Rache“ (Ensenada,
22.9.12)
oder: „Aus unserem Po schreit das Feuer von
Mexiko!“
„...es könnte ja auch alles so schön sein: wir leben
in der netten kleinen „Casa del Ciclista“, gemütlich mit einem
weiteren Radelfahrer zusammen, haben also ein Dach über dem Kopf,
sogar eine Couch, mexikanische Musik halt durch die verstaubten
Straßen, der Geruch von all den vielen Straßenständen liegt in der
Luft. Ein reges Treiben findet hier im Vorort von Ensenada statt und
wir leben mitten drin! Die Bikes lassen wir im Zimmer zurück und wir
inhalieren Mexiko zu Fuss, und wir können nicht widerstehen: Tacos,
Tostadas y Tortas an jeder Ecke, wohl duftend und frisches Gemüse
dazu. Radischen, Frühlingszwiebeln, Guacomole und verschieden
farbige Salsas stehen an jedem Stand bereit und wir greifen zu!und es
schmeckt!!! Sind sehr stolz unsere kleinen Spanisch Kenntnisse an den
Mann/Mexicaner zu bringen und wir bekommen doch meistens was wir auch
wollten. Mit einer Margarita beenden wir den Tag , ich beiße noch in
einen frischen Pfirsich und dazu kochen wir uns einen Kaffee mit
Leitungswasser. Das war dann wohl zu viel des Guten. Montezumas Rache
trifft uns gewaltig! 2 Tage liegen wir flach und wenn wir nicht
liegen befinden wir uns auf der Schüssel. - Mexico- Hintern im Klo!!
Alles muss raus aus dem Magen und es geht uns
misserabel! Sowas haben wir auch noch nicht erlebt. Wir sind aber
ziemlich glücklich überhaupt in einem Haus zu sein , vor allem mit
Klo – nicht etwa in der Wüste!Letztendlich bleiben wir einige Tage länger, fiebern etwas vor uns hin und schlafen meistens! Aber wir haben daraus gelernt und werden nun sehr vorsichtig sein!
Nach dem 4. Tag geht es wieder besser , wir kochen uns eine Kartoffelsuppe zur Stärkung und fühlen uns wieder fit und freuen uns auf die wilde Baja , die vor uns liegt.
Radeln bei schönen 35 Grad:-) los, ich stürze !!! das
erste mal überhaupt auf der Reise. Die Straßen sind so eng, als
Radelfahrer muss man sich ständig konzentrieren, die LKW preschen an
einen vorbei und eine Sekunde unkonzentriert kann man schon mal im
Straßengraben landen. So auch ich und muss mit blauen Knie und
aufgeschürften Händen weiter, ach ja und das bei mittlerweile 45
Grad!!! Temperaturrekord bisher! Wir schwitzen wie verrückt,
wahnsinn, daran müssen wir uns wohl für die nächste Zeit gewöhnen.
Die Landschaft allerdings wird immer schöner und schöner , wir
kommen der Wüstenbaja immer näher...!“
Tagebucheintrag „El Soccoro, Wind und Welle am
Pazifik! „
„...wir kommen gut voran, fahren durch eine sehr
trockene Gegend, vorbei an kleinen Straßendörfern. Das Zentrum
dieser ist immer die Pemex Tankstelle; dort spazieren die Mexikaner
rum; an nem Sonntag eher torkelnd, da wird anscheinend kollektiv und
ausgelassen gesoffen. In Colonet, in dem wir die Mittagshitze
ausbaden, kommt ein Mexikaner zu uns getorkelt, streckt uns 20 Peso
entgegen und bitten uns eine Flasche Bier für ihn zu kaufen; es ist
Sonntag, er durstig, aber die Verkäuferin an der Tankstelle ist
seine Frau und die gibt ihm nichts mehr! HAHA Recht hat die Frau! Wir
bieten ihm an für ihn eine Cola zu kaufen; damit ist er anscheinend
nicht so glücklich und er wankt weiter...
Es geht immer ein wenig weiter, und kommen dann zum El
Socorrito Strand. Dort wollen wir noch ein wenig Kraft tanken für
die vor uns liegende Etappe. Es soll durch die Wüste gehen, ab El
Rosario 350km kein wirkliche Möglichkeit zum Einkaufen mehr, nur ein
paar Lancherias für Frischwasser. Jedenfalls fanden wir in El
Socorrito einen tollen Camping; fast keine Menschenseele, nur Paul,
ein Snowbird aus Kanada, der jetzt in seiner Pension vom
kalten Winter nach Mexiko flieht. Er hat mal zur Abwechslung keinen
klassischen Supercamper der an einen LKW erinnert, sondern einen eher
kleinen Dodge CamperVan. Trotzdem ausgestattet mit Klima, Herd, und
Kühlschrank. Er lud uns gleich auf ein paar kalte Bier ein, schön
ist es...
Leider merkt man aber, dass an diesem Fleck der Baja die
goldene Zeit des Tourismus vorüber ist (vielleicht ist es im Juli,
August auch anders). So schöne Plätze gibt es hier, trotzdem fehlen
die Touris; zu viele negative Schlagzeilen haben wahrscheinlich die
Leute mit Geld nördlich der Grenze abgeschreckt; sehr sehr schade
für die Leute, ist es doch für viele die einzige Einnahmequelle und
sind sie doch so liebenswert und freundlich.
Täglich, gegen frühen Nachmittag fing dann auch immer
der Wind an zu blasen! Dazu mächtig Welle: Wir beide kämpften dann
mit diesen Monstern -doppelt so groß als wir selbst- um von denen
nicht verschluckt zu werden! da bekommt man es fast mit der Angst zu
tun... yihaaaa! Nach ein paar Tagen sollte es dann aber wieder weiter
gehen, bedingt durch das kiten zwar mit weniger Erholung als gedacht,
aber zumindest ein bisschen...“
Tagebucheintrag „Hitzeschlacht, anstrengend oder einfach wunderschön?...“(Wüste, 29.09.12)
„...nach 2 Tagen Wüste wissen wir das noch nicht ganz
genau zu beantworten, eines ist aber sicher: die Landschaft ist
einmalig , absolut gigantisch und wunderschön!
Nach den Kitetagen an der Küste ging es für uns nach
El Rosario, wo ein großer Einkauf anstand und zur Stärkung nochmal
ein gutes mexikanisches Essen bevor es für uns in die Wüste geht.
Da unsere Mägen wieder fit sind, trauen wir uns wieder
an die mexikanischen golosinas heran, so fragt Gert leicht
übermütig nach der „specialidad de la Casa“ und als
Spezialität des Straßentacostandes bekommt er eine köstliche
Rinderpanzensuppe:-).mmmhh!
Also GUT gestärkt ging es dann für uns ab in die
Wüste,in die „Disierto Central“.
Für unsere Verhältnisse starteten wir früh (8Uhr),
dass dies nicht früh genug ist, wissen wir nun auch.
Erst radelt es sich erstaunlich gut, ab 9 Uhr tropft mir
der Schweiß von der Stirn , als würde es gewaltig regnen. Doch das
tut es hier sicherlich nicht. So hat es ab 9.30Uhr schöne 40 Grad
mit Platz nach oben und es ist gewaltig bergig! Wenn es kurz bergab
geht, geht es auf jeden Fall wieder steil hoch und das den ganzen
Tag lang!
Um 11 Uhr bei 45 Grad fängt der Körper zu kämpfen an,
das Atmen fällt langsam schwer, so muss eine Pause her! Doch wo:
Baum? gibt es nicht, Haus? auch keines weit und breit! Strauch?
leider nein..also muss mal wieder unsere doch so geliebte Zeltplane
her, über die Räder gespannt, haben wir so eine kleine Schutzhöhle
mit etwas Schatten, zwar bei 40 Grad, aber dennoch Schatten!
Wir schütten uns unendlich Wasser in den Körper und
stärken uns mit einem Maiskolben ein paar Stunden später versuchen
wir wieder unser Glück, es ist zwar immer noch schlimm heiß und
hügelig, aber eher untypisch für die Gegend hier, haben wir
plötzlich Rückenwind!
Und wer glaubt es ein paar Wolken haben sich gebildet,
wie sehr man sich über Wolken freuen kann, das wissen wir jetzt!!
Wie wunderschön diese Wolken waren!!! Die schönsten Wolken
überhaupt!!!
Mit dem Wind und kurzer Sonnenpause kommen wir die
nächsten Bergkuppen hoch und können die Kakteenlandschaft
geniessen.
Eine perfekte Westernambiente, die riesen Kakteen stehen
verstreut herum, angefangen von kleinen Ohren-Kakteen, bis zu den
großen typischen Westernkakteen (Cardon), Agaven und die
Cirios, eine elefantenrüsselartige Sorte , die es nur hier
auf der Baja gibt. Wir finden ja, die sehen sehr unserem Christbaum
in schmal ähnlich, mit einem Stern oben drauf! In einer einsamen Lancheria ergattern wir noch
eine Galone Wasser (wer weiß, wann der nächste Laden kommt) und
finden einige Kilometer später ein taugliches Schlafplätzchen für
uns.
Unterhalb der Straße liegend finden wir eine ebene
Fläche und ringsherum Kakteen! Schöner kann ich mir ein Platz in
der Baja nicht vorstellen, das Farbenspiel als die Sonne untergeht
ist einfach wunderschön und unbezahlbar, noch dazu kommt der
Vollmond über den Berggipfel hervor.
Wir sind ganz schön geschlaucht von der Hitze und dazu
die gestrampelten 1000 Höhenmeter, so dass wir sehr schnell im Zelt
verschwinden und mit dem jaulenden Gesang der Kojoten schlafen wir
bei 38 Grad Nachttemperatur ein.
Der Wecker ist gestellt, das erste mal überhaupt auf
unserer Reise, und das um 5.30 Uhr!!!...“
„...in der Dunkelheit der Nacht köcheln wir unseren
Kaffee und ein paar Haferflocken, bald schon schickt die Sonne aber
ihre ersten Morgengrüße! Das heißt für uns rauf auf die Räder
und radeln was das Zeug hält, was man halt so in etwa 1 ½ Stunden
bei erträglichen Temperaturen treten kann, dann macht das
Quecksilber recht schnell nen Sprung von 25 Grad auf 30-45!
Trotzdem, die Landschaften durch die wir radeln sind
sagenhaft!!! Ein Panorama welches wir zuvor noch nie gesehen haben;
Wüste, Steppe, Kaktuswälder, Steinformationen, aufgetürmte
Felsbrocken, dann wieder kilometerweite Hochplateaus auf denen sich
ein paar Kühe um eine letzte Schlammpfütze tummeln, dann wieder
absolute Trockenheit und Steppe, für 30, 40 Kilometer, es fliegen
nur einsame Geier umher (hoffentlich nicht wegen uns) und ein paar
Skorpione kraxeln auf der Straße! Wir hätten nie gedacht dass diese
Etappe so abwechslungsreich ist. Gar nicht leicht diese surrealen
Eindrücke überhaupt zu verarbeiten... und dann noch mit dem Rad!
Unglaublich!
Immer wieder fegen bei uns LKW`s vorbei die den Süden
der Baja versorgen... diese sind aber immer sehr vorsichtig und
passen auf uns auf; überholen nur wenn sie die Gegenrichtung gut
einsehen können und winken und hupen uns immer fleißig zu!
Zumindest passen sie auf uns auf; unzählige Kreuze und Marterl am
Straßenrand mit LKW Symbolen sagen aber auch was anderes.
Nach schier endlosen kleinen, aber auch großen Arroyos
(verdammt lästige Täler), Steigungen und kilometerlangen Täler,
achterbahnartigen Abfahrten und Strecken, aber auch schnurgeraden und
öden Kilometern, sehr ausgedehnten Mittags-Siestas an kleinen
Lancherias an denen wir uns eine kalte Cola nach der anderen
reinzogen und 4 Übernachtungen kamen wir nach Guerrero Negro – das
erste kleine Städtchen nach 350km! Juhuuu!!! Dort gönnten wir uns
dann wieder eine Dusche!! HAAAA!!! Fein!! und es wurde geschmaust:
Pizza kochen ist mal wieder angesagt und es gibt kühles Bier dazu,
denn es gibt was zu feiern: 6 Monate sind wir nun auf Tour!!
Einerseits fühlt es sich an , als wir gerade erst
gestartet sind, aber andererseits haben wir so viel erlebt, dass wir
denken wir müssen schon 3 Jahre am Radeln sein!
Genau vor 6 Monaten am 1. April ging es vom Schwarzwald
los...und nun sitzen wir hier in der Wüste auf der Baja in Mexiko.
Bei 8 Grad ging es los, nun freunden wir uns gerade mit 48Grad an:-).
Oft genug sehnen wir uns gerade zu den 8 Grad zurück, einen kalten
See, Regen oder sogar Schnee:-)...
Guerrero Negro ist zwar bei Touris sehr begehrt,weil man
von dort aus recht gut auf Whale-Watching Tour gehen kann, ansonsten
bietet sich dort aber nicht so viel an... Ein viel schönerer Ort
sollte San Ignacio sein, aber nochmals 150km weiter. San
Ignacio, eine Palmenoase mit See mitten in der Wüste und einer
berühmten Missionskirche von den Jesuiten vor 300 Jahren gebaut.
Palmenoase!? Das müssen wir hin! also noch weiter, obwohl der
Hintern doch so gerne eine Pause möchte...“
„...so wollten wir auch noch diese ca 160Kilometer in
2 Tagen runterdrücken um dort unseren schon längst überfälligen
Pausentag / „6 Monateunterwegssein“ zu feiern! Aus Guerreo
Negro geht es kühl los, ein komplettes White-Out hat sich
über Nacht gebildet und wir sehen gerade mal 10 Meter nach vorne,
Wassertropfen bilden sich auf der Haut, eine neue Seite der Baja
zeigt sich uns, aber leider nur kurz..der kühle erfrischende Nebel
verschwindet leider recht schnell und die Sonne blinselt immer mehr
durch die Nebelschwaden hindurch. Nach einer halben Stunde ist die
gute Sonne wieder voll da und die Grade klettern im Minutentakt nach
oben.
Und der Rest der Strecke war wieder... sehr heiß! Sehr
sehr heiß! An meinem Tacho stand 49°C!! Dazu wieder diese gemeinen
Arroyos!! Und dazu kam noch ein kleines Reifendesaster! Kurz
vor Vizcaino unserem Tagesziel machten wir noch kurz Halt in
einer Lancheria, kalte Cola wieder mal... Nach kurzer Pause,
wieder die kurze holprige Piste entlang um zur Straße zu kommen und
weiter geht’s... nach ein paar Kilometern war dann aber
Patschenalarm! Anscheinend haben wir einen ganz gemeinen
Dornenstrauch oder wir vermuten es war ein Kaktusstrauch übersehen;
alle 5 Reifen (plus Anhänger) mit Patschen, Ojos,
Plattfüssen! Nicht nur ein Loch, sondern jeder Reifen 3!! Ein
Desaster!!! Gott sei Dank alles so kleine Löcher dass wir es bis ins
rettende Viscaino mit Hotel schaffen. Dort im Schatten mit Bier eh
alles Halb so schlimm.. :=).
Ja der Kaktus sticht, sticht, sticht...
Unsere Patschen- Statistik ist nach diesem Tag leider
extrem angestiegen und wir waren so gut (also unsere Räder waren so
brav).
Jedenfalls sorgen wir für Abwechslung in dem kleinen
verstaubten Dörfchen. Als wir zu flicken starten, gesellen sich
immer mehr Mexikaner dazu und sind begeistert, was wir da treiben.
Der Eis-und Sombrero Verkäufer, die Skater-Ninos,
Tankstellenwärter, bis hin zur Polizistin schauen sich das Spektakel
an und geben uns eine Spanischkunde in Radgegenständen!...“
„...in 2 Tagen packten wir aber auch noch diese Strecke. Und jetzt sitzen wir in der Palmenoase „San Ignazio“, auf einem stillgelegten Campingplatz im Schatten; der Entenweiher direkt neben uns! Klospülung und Dusche konnten wir sogar wieder aktivieren!! Hahaha! Jetzt wird einmal gechillt! Und einen traumhafteren Platz mitten in der kargen Wüste, den gibt es wohl wirklich nicht und noch dazu haben wir unseren privates „Resort“, eine himmlische Ruhe und viele Tiere um uns herum...“
Morgen gehts wieder ans Meer, davon aber später mehr!
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