Samstag, 6. Oktober 2012

Baja California: disierto, arroyos y ojos!


Route: Ensenada- San Vincente- Camalu- El Socorro bei St Quintin- El Rosario- bei den Kakteen- Catavina- Villa Jesus Maria – Guerrero Negro- Vizcaino- San Ignacio in der Palmenoase!

Tagebucheintrag „Montezumas Rache“ (Ensenada, 22.9.12)

oder: „Aus unserem Po schreit das Feuer von Mexiko!“

...es könnte ja auch alles so schön sein: wir leben in der netten kleinen „Casa del Ciclista“, gemütlich mit einem weiteren Radelfahrer zusammen, haben also ein Dach über dem Kopf, sogar eine Couch, mexikanische Musik halt durch die verstaubten Straßen, der Geruch von all den vielen Straßenständen liegt in der Luft. Ein reges Treiben findet hier im Vorort von Ensenada statt und wir leben mitten drin! Die Bikes lassen wir im Zimmer zurück und wir inhalieren Mexiko zu Fuss, und wir können nicht widerstehen: Tacos, Tostadas y Tortas an jeder Ecke, wohl duftend und frisches Gemüse dazu. Radischen, Frühlingszwiebeln, Guacomole und verschieden farbige Salsas stehen an jedem Stand bereit und wir greifen zu!und es schmeckt!!! Sind sehr stolz unsere kleinen Spanisch Kenntnisse an den Mann/Mexicaner zu bringen und wir bekommen doch meistens was wir auch wollten. Mit einer Margarita beenden wir den Tag , ich beiße noch in einen frischen Pfirsich und dazu kochen wir uns einen Kaffee mit Leitungswasser. Das war dann wohl zu viel des Guten. Montezumas Rache trifft uns gewaltig! 2 Tage liegen wir flach und wenn wir nicht liegen befinden wir uns auf der Schüssel. - Mexico- Hintern im Klo!!
Alles muss raus aus dem Magen und es geht uns misserabel! Sowas haben wir auch noch nicht erlebt. Wir sind aber ziemlich glücklich überhaupt in einem Haus zu sein , vor allem mit Klo – nicht etwa in der Wüste!

Letztendlich bleiben wir einige Tage länger, fiebern etwas vor uns hin und schlafen meistens! Aber wir haben daraus gelernt und werden nun sehr vorsichtig sein!
Nach dem 4. Tag geht es wieder besser , wir kochen uns eine Kartoffelsuppe zur Stärkung und fühlen uns wieder fit und freuen uns auf die wilde Baja , die vor uns liegt.

Radeln bei schönen 35 Grad:-) los, ich stürze !!! das erste mal überhaupt auf der Reise. Die Straßen sind so eng, als Radelfahrer muss man sich ständig konzentrieren, die LKW preschen an einen vorbei und eine Sekunde unkonzentriert kann man schon mal im Straßengraben landen. So auch ich und muss mit blauen Knie und aufgeschürften Händen weiter, ach ja und das bei mittlerweile 45 Grad!!! Temperaturrekord bisher! Wir schwitzen wie verrückt, wahnsinn, daran müssen wir uns wohl für die nächste Zeit gewöhnen. Die Landschaft allerdings wird immer schöner und schöner , wir kommen der Wüstenbaja immer näher...!“



Tagebucheintrag „El Soccoro, Wind und Welle am Pazifik! „

...wir kommen gut voran, fahren durch eine sehr trockene Gegend, vorbei an kleinen Straßendörfern. Das Zentrum dieser ist immer die Pemex Tankstelle; dort spazieren die Mexikaner rum; an nem Sonntag eher torkelnd, da wird anscheinend kollektiv und ausgelassen gesoffen. In Colonet, in dem wir die Mittagshitze ausbaden, kommt ein Mexikaner zu uns getorkelt, streckt uns 20 Peso entgegen und bitten uns eine Flasche Bier für ihn zu kaufen; es ist Sonntag, er durstig, aber die Verkäuferin an der Tankstelle ist seine Frau und die gibt ihm nichts mehr! HAHA Recht hat die Frau! Wir bieten ihm an für ihn eine Cola zu kaufen; damit ist er anscheinend nicht so glücklich und er wankt weiter...

Es geht immer ein wenig weiter, und kommen dann zum El Socorrito Strand. Dort wollen wir noch ein wenig Kraft tanken für die vor uns liegende Etappe. Es soll durch die Wüste gehen, ab El Rosario 350km kein wirkliche Möglichkeit zum Einkaufen mehr, nur ein paar Lancherias für Frischwasser. Jedenfalls fanden wir in El Socorrito einen tollen Camping; fast keine Menschenseele, nur Paul, ein Snowbird aus Kanada, der jetzt in seiner Pension vom kalten Winter nach Mexiko flieht. Er hat mal zur Abwechslung keinen klassischen Supercamper der an einen LKW erinnert, sondern einen eher kleinen Dodge CamperVan. Trotzdem ausgestattet mit Klima, Herd, und Kühlschrank. Er lud uns gleich auf ein paar kalte Bier ein, schön ist es...

Leider merkt man aber, dass an diesem Fleck der Baja die goldene Zeit des Tourismus vorüber ist (vielleicht ist es im Juli, August auch anders). So schöne Plätze gibt es hier, trotzdem fehlen die Touris; zu viele negative Schlagzeilen haben wahrscheinlich die Leute mit Geld nördlich der Grenze abgeschreckt; sehr sehr schade für die Leute, ist es doch für viele die einzige Einnahmequelle und sind sie doch so liebenswert und freundlich.

Täglich, gegen frühen Nachmittag fing dann auch immer der Wind an zu blasen! Dazu mächtig Welle: Wir beide kämpften dann mit diesen Monstern -doppelt so groß als wir selbst- um von denen nicht verschluckt zu werden! da bekommt man es fast mit der Angst zu tun... yihaaaa! Nach ein paar Tagen sollte es dann aber wieder weiter gehen, bedingt durch das kiten zwar mit weniger Erholung als gedacht, aber zumindest ein bisschen...“


Tagebucheintrag „Hitzeschlacht, anstrengend oder einfach wunderschön?...“(Wüste, 29.09.12)

...nach 2 Tagen Wüste wissen wir das noch nicht ganz genau zu beantworten, eines ist aber sicher: die Landschaft ist einmalig , absolut gigantisch und wunderschön!
Nach den Kitetagen an der Küste ging es für uns nach El Rosario, wo ein großer Einkauf anstand und zur Stärkung nochmal ein gutes mexikanisches Essen bevor es für uns in die Wüste geht.

Da unsere Mägen wieder fit sind, trauen wir uns wieder an die mexikanischen golosinas heran, so fragt Gert leicht übermütig nach der „specialidad de la Casa“ und als Spezialität des Straßentacostandes bekommt er eine köstliche Rinderpanzensuppe:-).mmmhh!

Also GUT gestärkt ging es dann für uns ab in die Wüste,in die „Disierto Central“.

Für unsere Verhältnisse starteten wir früh (8Uhr), dass dies nicht früh genug ist, wissen wir nun auch.
Erst radelt es sich erstaunlich gut, ab 9 Uhr tropft mir der Schweiß von der Stirn , als würde es gewaltig regnen. Doch das tut es hier sicherlich nicht. So hat es ab 9.30Uhr schöne 40 Grad mit Platz nach oben und es ist gewaltig bergig! Wenn es kurz bergab geht, geht es auf jeden Fall wieder steil hoch und das den ganzen Tag lang!

Um 11 Uhr bei 45 Grad fängt der Körper zu kämpfen an, das Atmen fällt langsam schwer, so muss eine Pause her! Doch wo: Baum? gibt es nicht, Haus? auch keines weit und breit! Strauch? leider nein..also muss mal wieder unsere doch so geliebte Zeltplane her, über die Räder gespannt, haben wir so eine kleine Schutzhöhle mit etwas Schatten, zwar bei 40 Grad, aber dennoch Schatten!

Wir schütten uns unendlich Wasser in den Körper und stärken uns mit einem Maiskolben ein paar Stunden später versuchen wir wieder unser Glück, es ist zwar immer noch schlimm heiß und hügelig, aber eher untypisch für die Gegend hier, haben wir plötzlich Rückenwind!

Und wer glaubt es ein paar Wolken haben sich gebildet, wie sehr man sich über Wolken freuen kann, das wissen wir jetzt!! Wie wunderschön diese Wolken waren!!! Die schönsten Wolken überhaupt!!!
Mit dem Wind und kurzer Sonnenpause kommen wir die nächsten Bergkuppen hoch und können die Kakteenlandschaft geniessen.

Eine perfekte Westernambiente, die riesen Kakteen stehen verstreut herum, angefangen von kleinen Ohren-Kakteen, bis zu den großen typischen Westernkakteen (Cardon), Agaven und die Cirios, eine elefantenrüsselartige Sorte , die es nur hier auf der Baja gibt. Wir finden ja, die sehen sehr unserem Christbaum in schmal ähnlich, mit einem Stern oben drauf! In einer einsamen Lancheria ergattern wir noch eine Galone Wasser (wer weiß, wann der nächste Laden kommt) und finden einige Kilometer später ein taugliches Schlafplätzchen für uns.

Unterhalb der Straße liegend finden wir eine ebene Fläche und ringsherum Kakteen! Schöner kann ich mir ein Platz in der Baja nicht vorstellen, das Farbenspiel als die Sonne untergeht ist einfach wunderschön und unbezahlbar, noch dazu kommt der Vollmond über den Berggipfel hervor.

Wir sind ganz schön geschlaucht von der Hitze und dazu die gestrampelten 1000 Höhenmeter, so dass wir sehr schnell im Zelt verschwinden und mit dem jaulenden Gesang der Kojoten schlafen wir bei 38 Grad Nachttemperatur ein.

Der Wecker ist gestellt, das erste mal überhaupt auf unserer Reise, und das um 5.30 Uhr!!!...“

...in der Dunkelheit der Nacht köcheln wir unseren Kaffee und ein paar Haferflocken, bald schon schickt die Sonne aber ihre ersten Morgengrüße! Das heißt für uns rauf auf die Räder und radeln was das Zeug hält, was man halt so in etwa 1 ½ Stunden bei erträglichen Temperaturen treten kann, dann macht das Quecksilber recht schnell nen Sprung von 25 Grad auf 30-45!

Trotzdem, die Landschaften durch die wir radeln sind sagenhaft!!! Ein Panorama welches wir zuvor noch nie gesehen haben; Wüste, Steppe, Kaktuswälder, Steinformationen, aufgetürmte Felsbrocken, dann wieder kilometerweite Hochplateaus auf denen sich ein paar Kühe um eine letzte Schlammpfütze tummeln, dann wieder absolute Trockenheit und Steppe, für 30, 40 Kilometer, es fliegen nur einsame Geier umher (hoffentlich nicht wegen uns) und ein paar Skorpione kraxeln auf der Straße! Wir hätten nie gedacht dass diese Etappe so abwechslungsreich ist. Gar nicht leicht diese surrealen Eindrücke überhaupt zu verarbeiten... und dann noch mit dem Rad! Unglaublich!

Immer wieder fegen bei uns LKW`s vorbei die den Süden der Baja versorgen... diese sind aber immer sehr vorsichtig und passen auf uns auf; überholen nur wenn sie die Gegenrichtung gut einsehen können und winken und hupen uns immer fleißig zu! Zumindest passen sie auf uns auf; unzählige Kreuze und Marterl am Straßenrand mit LKW Symbolen sagen aber auch was anderes.

Nach schier endlosen kleinen, aber auch großen Arroyos (verdammt lästige Täler), Steigungen und kilometerlangen Täler, achterbahnartigen Abfahrten und Strecken, aber auch schnurgeraden und öden Kilometern, sehr ausgedehnten Mittags-Siestas an kleinen Lancherias an denen wir uns eine kalte Cola nach der anderen reinzogen und 4 Übernachtungen kamen wir nach Guerrero Negro – das erste kleine Städtchen nach 350km! Juhuuu!!! Dort gönnten wir uns dann wieder eine Dusche!! HAAAA!!! Fein!! und es wurde geschmaust: Pizza kochen ist mal wieder angesagt und es gibt kühles Bier dazu, denn es gibt was zu feiern: 6 Monate sind wir nun auf Tour!!

Einerseits fühlt es sich an , als wir gerade erst gestartet sind, aber andererseits haben wir so viel erlebt, dass wir denken wir müssen schon 3 Jahre am Radeln sein!

Genau vor 6 Monaten am 1. April ging es vom Schwarzwald los...und nun sitzen wir hier in der Wüste auf der Baja in Mexiko. Bei 8 Grad ging es los, nun freunden wir uns gerade mit 48Grad an:-). Oft genug sehnen wir uns gerade zu den 8 Grad zurück, einen kalten See, Regen oder sogar Schnee:-)...

Guerrero Negro ist zwar bei Touris sehr begehrt,weil man von dort aus recht gut auf Whale-Watching Tour gehen kann, ansonsten bietet sich dort aber nicht so viel an... Ein viel schönerer Ort sollte San Ignacio sein, aber nochmals 150km weiter. San Ignacio, eine Palmenoase mit See mitten in der Wüste und einer berühmten Missionskirche von den Jesuiten vor 300 Jahren gebaut. Palmenoase!? Das müssen wir hin! also noch weiter, obwohl der Hintern doch so gerne eine Pause möchte...“


Tagebucheintrag „Arroyos y Ojos!“ (San Ignazcio, 4.10.12)

...so wollten wir auch noch diese ca 160Kilometer in 2 Tagen runterdrücken um dort unseren schon längst überfälligen Pausentag / „6 Monateunterwegssein“ zu feiern! Aus Guerreo Negro geht es kühl los, ein komplettes White-Out hat sich über Nacht gebildet und wir sehen gerade mal 10 Meter nach vorne, Wassertropfen bilden sich auf der Haut, eine neue Seite der Baja zeigt sich uns, aber leider nur kurz..der kühle erfrischende Nebel verschwindet leider recht schnell und die Sonne blinselt immer mehr durch die Nebelschwaden hindurch. Nach einer halben Stunde ist die gute Sonne wieder voll da und die Grade klettern im Minutentakt nach oben.

Und der Rest der Strecke war wieder... sehr heiß! Sehr sehr heiß! An meinem Tacho stand 49°C!! Dazu wieder diese gemeinen Arroyos!! Und dazu kam noch ein kleines Reifendesaster! Kurz vor Vizcaino unserem Tagesziel machten wir noch kurz Halt in einer Lancheria, kalte Cola wieder mal... Nach kurzer Pause, wieder die kurze holprige Piste entlang um zur Straße zu kommen und weiter geht’s... nach ein paar Kilometern war dann aber Patschenalarm! Anscheinend haben wir einen ganz gemeinen Dornenstrauch oder wir vermuten es war ein Kaktusstrauch übersehen; alle 5 Reifen (plus Anhänger) mit Patschen, Ojos, Plattfüssen! Nicht nur ein Loch, sondern jeder Reifen 3!! Ein Desaster!!! Gott sei Dank alles so kleine Löcher dass wir es bis ins rettende Viscaino mit Hotel schaffen. Dort im Schatten mit Bier eh alles Halb so schlimm.. :=).

Ja der Kaktus sticht, sticht, sticht...

Unsere Patschen- Statistik ist nach diesem Tag leider extrem angestiegen und wir waren so gut (also unsere Räder waren so brav).

Jedenfalls sorgen wir für Abwechslung in dem kleinen verstaubten Dörfchen. Als wir zu flicken starten, gesellen sich immer mehr Mexikaner dazu und sind begeistert, was wir da treiben.

Der Eis-und Sombrero Verkäufer, die Skater-Ninos, Tankstellenwärter, bis hin zur Polizistin schauen sich das Spektakel an und geben uns eine Spanischkunde in Radgegenständen!...“

...in 2 Tagen packten wir aber auch noch diese Strecke. Und jetzt sitzen wir in der Palmenoase „San Ignazio“, auf einem stillgelegten Campingplatz im Schatten; der Entenweiher direkt neben uns! Klospülung und Dusche konnten wir sogar wieder aktivieren!! Hahaha! Jetzt wird einmal gechillt! Und einen traumhafteren Platz mitten in der kargen Wüste, den gibt es wohl wirklich nicht und noch dazu haben wir unseren privates „Resort“, eine himmlische Ruhe und viele Tiere um uns herum...“

Morgen gehts wieder ans Meer, davon aber später mehr!

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