Gert
Tagebucheintrag:
„...Heute
(26.05.12) sitzen wir am Pool unseres Campingplatzes knapp „unter“
St Nazaires,
die Sonne scheint; wir relaxen und genießen!
8
Tage liegen hinter uns seitdem wir von Le Porge, südlich der
Girone, wieder losgestrampelt sind. Wunderbare Tage hatten wir dort;
schönes Wetter, einen entspannten Campingplatz nahe am Strand, mit
Restaurant wo wir uns täglich mit frischen Croissant eindecken
konnten (bis jetzt haben wir uns noch nicht mit denen überessen) und
auch sehr nette Leute kennen gelernt – eine junge Familie, Simon,
Steffi und der kleine Pauli, vom Tegernsee, Wind zum Kiten war auch
und sogar einen kurzen Wellenreit-Versuch unternommen! Herrgott, ist
das anstrengend und tricky! Dass das mit dem am Surfbrett stehen
schwer sein würde haben wir uns ja schon vorher gedacht, aber dass
das raus kommen zu den Wellen schon ein Ding der Unmöglichkeit ist,
nicht! Im Sekundentakt überrollten einen die Chaos-wellen, mit
Atemnot versucht man ein wenig raus zu paddeln, man glaubt
voranzukommen, die Arme schmerzen vor der nicht gewohnten Bewegung,
um dann zu realisieren dass man nicht vorwärts, sondern wie eine
Robbe wieder auf den Strand gespült wurde! Man steht wieder mit den
Knöcheln im Wasser, nächster Versuch, das gleiche Spektakel, wieder
raus, und wieder raus und wieder raus... vergebens!! naja, vielleicht
klappt es ja ein ander mal... Sara hat sich da schon ein wenig besser
angestellt (sie rollte wenigstens etwas mit), aber die hat ja auch
australische Westküsten-Erfahrung.. :=)
Jedenfalls
war es nach diesen Relaxtagen wieder an der Zeit ein wenig weiter
Richtung Norden zu kommen; fit in den Beinen und wohl gesättigt von
unseren Kochaktionen! Jedoch verhieß der Wetterbericht nichts gutes:
die nächsten 2 Tage Regen und Wind - wieder mal, natürlich von der
falschen Richtung... aber mei... wir werdens scho schaffe!
Auf
los geht’s los, vormittags gestartet und nachmittags schon schickte
Petrus seine ersten Grüße Richtung Boden... der Regen wurde stärker
und stärker... naja, wir haben ja Regenklamotten und beim Radfahren
lässt sich ja auch sehr schlechtes Wetter recht gut ertragen... ja,
aber nur wenn man es richtig macht und vor dem Regen die Schutzhaut
drüber zieht...
Am
frühen Abend, mittlerweile ganz nass in den Schuhen und auch recht
unmotiviert noch weiter zu fahren - nur endlose, langweilige Straßen,
ohne Abwechslung (eine ganz gewöhnliche Kurve wurde schon zu einem
richtigen Erlebnis! Wie wird es wohl in der argentinischen Pampa!!
:=)) - machten wir uns auf die Suche nach einem Nachtlager. Aber
einen besseren Ort als an einer kleinen Waldlichtung, direkt neben
der Straße konnten wir nicht finden... Naja, egal, hauptsache ins
trockene Zelt hüpfen, seine Nassen Klamotten ausziehen und was
schönes Kochen! Wie wir uns am Nachmittag schon auf das Abendessen
gefreut haben!! Risotto!! Gesagt, getan!...
...Denkste!
Warum muss genau an diesem einen Tag unserer Tour, wo wir uns doch so
auf ein warmes Essen gefreut haben, der Kocher streiken!!!?? Alles
schon frisch Geschnittene im Topf, gab der Kocher nur ein müdes und
unstetiges Röcheln von sich und spuckte nur ein paar Flämmchen
aus...bevor er überhaupt nicht mehr wollte... Das kann doch nicht
sein!! Mittlerweile schon dunkle Nacht, Sara rücklings, quer im Bett
schon fast im Hungerkoma, schraubte ich gefühlte 100 mal dieses Ding
auseinander, reinigte es, um es dann wieder zusammenzubasteln... Der
Strahl der Stirnlampe streifte über meine ruß- geschwärzten Hände,
getränkt in Benzin und verzweifelte... So ein Scheiß aber auch!!!
Ok, heute gibt es dann wohl nichts... ein wenig Baguette vom Mittag
mit ein paar Oliven und Käse musste reichen...
Ganz
schön frustriert schaukelten uns die dicken Regentropfen die auf
das Zeltdach hämmerten, in den Schlaf – morgen ist ein neuer Tag!
Und
so war es auch! Der nächste Morgen war zwar kühl, aber trocken!
Wunderbar! Raus aus dem Zelt und der Natur guten Morgen sagen. Vor dem Frühstück versuchte ich mich noch einmal an einer Reparatur des Kochers, schließlich wollten wir nen Kaffee haben und der ist noch wichtiger als ein warmes Abendessen!
Als
hätte sich mein Hirn die ganze Nacht mit dem Benzinkocher
beschäftigt, war das Problem gleich gefunden und siehe da, der
Kocher brodelte wieder genüsslich vor sich hin!
Es
konnte wieder weiter gehen; einen Platten hatten wir auch an dem Tag,
die sind aber eigentlich nicht mehr der Rede wert.... :=) Nach 10
Minuten konnte es wieder weitergehen!...“„...Über die Girone, kamen wir nach Rochefort und weiter nach La Rochelle; eine wahre Perle am Atlantik! Ein traumhaftes Städtchen, wunderbarer Hafen wo unzählige nette Kaffeehäuser zum pausieren einladen. Dort lernten wir nen anderen Radler kennen, Sam aus England, auf nem Weg nach Bourdeaux, nur für 2 Wochen, als Aufwärmtour wie er meint. Er muss dann wieder kurz nach Hause , mit dem Rad natürlich– Hochzeit seiner Schwester, dann geht es auf richtige Radtour. Von England aus nach China, weiter nach Vietnam und Thailand und dann nach Südamerika.. Das wäre ja lustig wenn wir uns dort wieder sehen würden. Zeitlich könnte es sich ausgehen, wir tauschen Email, plaudern noch ein wenig und machen uns dann wieder auf, weiter in Richtung Bretagne!
Wir
checken unsere Karten auf schöne Strände und beschließen in die
Gegend von St. Nazaires zu fahren, von dort können wir
es dann entspannt angehen lassen. Es sind ja „nur“ mehr gut 4
Wochen bis wir in Le Havre Saras Eltern Brigitte und Jürgen,
vielleicht auch noch Max, Flo und Eugi und wer weiß wen noch sehen
werden! Wir freuen uns jedenfalls schon riesig!!
Vorher
wollen wir ja auch noch in den Norden der Bretagne und dann sind es
auch noch mal 5-6 Radtage bis Le Havre.. Die Zeit wird zwar
jetzt nicht knapp, aber wir müssen uns ran halten!...“
Tagebucheintrag
Sara:
„...die kommenden Tage soll es sehr heiß werden, so sind wir so früh wie noch nie auf unseren Rädern, wollen ja schnellstmöglich ans Meer bei St. Nazaires,wo wir die Luft der Bretagne schon in der Nase spüren sollten und vor allem dem Wind um die Ohren:-) Wir nehmen einige Höhenmeter mehr in Kauf und radeln durchs Landesinnere, kürzen also etwas ab...
Umso
wichtiger ist es früh zu starten; das Land heizt sich schnell auf
und ab Mittag bläst der Wind umso mehr, natürlich meistens
Gegenwind. So radeln wir die kleinen Straßen mit einem ständigen
auf und ab, anstrengend , aber wunderschön...kaum Verkehr, viel
Natur und Tiere, finden schöne Wildcampingplätze , direkt am
Fischteich oder mitten auf einem Feld (perfekt für unser neues
Hobby: Tiere beobachten, nutzen das Objektiv als Fernglas und die
grüne Plane als Sichtschutz!!). Die nächsten Tage radeln wir sehr
viel, und beim 7. Tag in Folge sind wir dann nur mehr froh, dass es
am heutigen Tag ans Meer gehen soll..:
...heute
ist es in der früh schon sehr heiß, also schnell packen und los,
nehmen die kürzeste Strecke vom Landesinnere Richtung Meer, da sind
wir dann auch schnell, sind noch nicht ganz glücklich mit dem ersten
Fischerort den wir finden, (fast bei Pornic) - mehr Austern am
Strand als Sand.- also suchen wir eine Bar mit Internetzugang.
Gesagt, getan, gefunden...direkt am tobenden Marktplatz finden wir
ein Fischrestaurant, wo wir bei gefühlten 40 Grad im Schatten sitzen
und im Internet einen schönen Strand mit Platz zum Kiten, campen
und chillen ausmachen. Im Restaurant gefällt es so gut, das schnell
das 2. Bier bestellt wird und das erste Mal gönnen wir uns auch ein
richtiges Mahl: Muscheln mit Pommes, mmmhhh....
lange
zum Camping kann es ja nicht mehr sein, so entspannen wir noch etwas
mit einem Espresso , dann wollen wir los..kaum auf dem Rad, fragen
wir uns ob das eine gute Idee war??? es ist so heiß, die Hitze haut
uns auf den Kopf, der einzige Weg rüber zur nächsten Bucht nach la
Rochelets, bei St. Nazaires) geht leider nur über eine
2-spurige Nationalstraße (gleicht fast einer Autobahn). Zum Glück
mit Rückenwind fegen wir hinter den LKW, Autos hinter her..Die
Abgase, die Hitze , die 7 Tage Radeln, zermürben einen aber schon
ganz schön:-(..
Erst
hat Gert einen kleinen Hitzekoller, dann ich, den einzigen
Schattenrastplatz verpassen wir blöder weise, also Augen zu und
durch..
Mir
wird so langsam etwas übel, was ist denn jetzt los..Sonnenstich??
Weit ist es nun nicht mehr, haben nur noch einen kleinen Waldweg zu
fahren, einen Hügel hoch und ab ans Meer wo ein Camping auf uns
wartet...nur mir ist mittlerweile sooo schlecht, ich muss alle 5
Minuten pausieren, mich hinlegen, rasten...der Magen krümmt
sich...nach Sonnenstich wirkt das allerdings nicht, der Kopf ist
frisch...nur der Magen!!!!so radeln wir die letzten Meter, mir ist
nun aber wirklich spei übel, die denkbar ungünstigste Kombi:
Übelkeit und Radeln!! Da helfen nur noch Stoßgebete: „bitte lass
und doch da sein, hinlegen, Wasser ins Gesicht, Nux Vomica, Bett, was
auch immer..., aber bitte runter vom Rad!!!“
Wir
kommen zur letzten Kurve, der Camping ist in Sichtweite, Gert radelt
voraus...mir fallen plötzlich die Muscheln ein; kaum denke ich
daran, kommt es mir hoch und ich übergebe mich noch auf dem Rad
sitzend, alles muss raus...so knie ich mittlerweile am Straßenrand
und nichts bleibt mehr im Magen!! Gert eilt zur Hilfe...na super!!!
Gehen wir einmal Essen und dann passiert so was, das waren auf
jedenfall die letzten Muscheln für mich!
Den
Abend lang liege ich dann auf unserem Tuch und vegetiere vor mich
hin, es gibt Tee...eigentlich sollte man nach den ganzen gefahrenen
Kilometer ein ganzes Schwein essen, aber daran ist nicht zu denken.
Gert muss sich, das erste Mal, etwas alleine köcheln:-(
Darüber
hinaus bekommen wir heute von unseren 3 englischen Camper -nachbarn,
die auch mit dem Radel unterwegs sind, allerhand Dinge geschenkt da
sie nie etwas mitnehmen wollen und ansonsten es einfach wegwerfen:
Chicken, Kartoffeln, Milch...Gert macht sich ein super Coq-au-Vin,
dazu das verdiente kühle Bier...ich schlafe bald und bin froh wenn
der Tag geschafft ist, morgen kann es nur besser werden...!
Die
3 total netten, lustigen Engländer im etwas älteren Semester haben
unseren vollen Respekt, so sind sie noch so junggeblieben und
unternehmungslustig, wirklich zu beneiden. Sie sind zwischen 62-65
Jahre alt und haben vor 15 Jahren im Pub (wohl nach einigen Pint
Bier) beschlossen, wenn sie in Rente gehen, dann wird ein Traum
erfüllt: eine Radeltour!. Alle 3 halten ihr Wort und so sind sie nun
unterwegs von England aus Richtung Spanien. gut bepackt sind sie,
auch mit Zelt und Kocher , keine Unterkunft wollen sie anfahren; Hut
ab...!!
Morgens,
nach ein paar Klogängen, hat sich mein Magen wieder im Griff, es
gibt ein extra großes Frühstück um wieder zu Kräften zu kommen,
wir lassen es gemütlich angehen, genießen den schönen Platz und
den riesen Strand..so haben wir hier wirklich ein Traumplatz
gefunden,für jeden Wassersportler nur zu empfehlen, der Strand ist
riesig, so wird er von Buggyfahrern, Strandseglern und
Mountainboardern genutzt, es wird gereitet, usw..wenn Flut ist bildet
sich mit dem anliegenden Fluss ein richtiges Delta im Sand, ein Traum
zum Kiten...
Der
Wind lässt uns hier auch nicht im Stich , so haben wir nachmittags
mal so richtig ordentlich Wind, dass ich endlich mal mit dem 8er
richtig angeblasen bin , leider bei Ebbe, also ohne
Flachwasserspielwiese im Strand...Hier bleiben wir noch etwas und
dann geht’s quer durchs Land an die Nordküste der Bretagne..“
Liebe Sara, lieber Gördi,
AntwortenLöscheneure stories sind spitze, leide und genieße beim
Lesen voll mit. Falls ihr mal beim Tele-Tierebeobachten einen Frosch seht, nehmt ihn mit! Es könnte ein Prinz sein. Ihr habt dann schon
1 Esel, 1 Hasen und 1 Frosch dabei. Und es werden noch mehr! Spätestens in Südamerika.
Vor den "Unterströmungen im Alantik sollte man
euch warnen. Aber vielleicht trage ich damit auch
Eulen nach Athen?! Saras Vater.