Montag, 28. Mai 2012

Radtage.... alles dabei!

über: Hourtin Plage, l´eguille, la plage d´Aytre bei La Rochelle, Chasnais, St.-Ètienne du Bois, Le Rochelets bei St. Nazaires

Gert Tagebucheintrag:

...Heute (26.05.12) sitzen wir am Pool unseres Campingplatzes knapp „unter“ St Nazaires, die Sonne scheint; wir relaxen und genießen!

8 Tage liegen hinter uns seitdem wir von Le Porge, südlich der Girone, wieder losgestrampelt sind. Wunderbare Tage hatten wir dort; schönes Wetter, einen entspannten Campingplatz nahe am Strand, mit Restaurant wo wir uns täglich mit frischen Croissant eindecken konnten (bis jetzt haben wir uns noch nicht mit denen überessen) und auch sehr nette Leute kennen gelernt – eine junge Familie, Simon, Steffi und der kleine Pauli, vom Tegernsee, Wind zum Kiten war auch und sogar einen kurzen Wellenreit-Versuch unternommen! Herrgott, ist das anstrengend und tricky! Dass das mit dem am Surfbrett stehen schwer sein würde haben wir uns ja schon vorher gedacht, aber dass das raus kommen zu den Wellen schon ein Ding der Unmöglichkeit ist, nicht! Im Sekundentakt überrollten einen die Chaos-wellen, mit Atemnot versucht man ein wenig raus zu paddeln, man glaubt voranzukommen, die Arme schmerzen vor der nicht gewohnten Bewegung, um dann zu realisieren dass man nicht vorwärts, sondern wie eine Robbe wieder auf den Strand gespült wurde! Man steht wieder mit den Knöcheln im Wasser, nächster Versuch, das gleiche Spektakel, wieder raus, und wieder raus und wieder raus... vergebens!! naja, vielleicht klappt es ja ein ander mal... Sara hat sich da schon ein wenig besser angestellt (sie rollte wenigstens etwas mit), aber die hat ja auch australische Westküsten-Erfahrung.. :=)


Jedenfalls war es nach diesen Relaxtagen wieder an der Zeit ein wenig weiter Richtung Norden zu kommen; fit in den Beinen und wohl gesättigt von unseren Kochaktionen! Jedoch verhieß der Wetterbericht nichts gutes: die nächsten 2 Tage Regen und Wind - wieder mal, natürlich von der falschen Richtung... aber mei... wir werdens scho schaffe!

Auf los geht’s los, vormittags gestartet und nachmittags schon schickte Petrus seine ersten Grüße Richtung Boden... der Regen wurde stärker und stärker... naja, wir haben ja Regenklamotten und beim Radfahren lässt sich ja auch sehr schlechtes Wetter recht gut ertragen... ja, aber nur wenn man es richtig macht und vor dem Regen die Schutzhaut drüber zieht...

Am frühen Abend, mittlerweile ganz nass in den Schuhen und auch recht unmotiviert noch weiter zu fahren - nur endlose, langweilige Straßen, ohne Abwechslung (eine ganz gewöhnliche Kurve wurde schon zu einem richtigen Erlebnis! Wie wird es wohl in der argentinischen Pampa!! :=)) - machten wir uns auf die Suche nach einem Nachtlager. Aber einen besseren Ort als an einer kleinen Waldlichtung, direkt neben der Straße konnten wir nicht finden... Naja, egal, hauptsache ins trockene Zelt hüpfen, seine Nassen Klamotten ausziehen und was schönes Kochen! Wie wir uns am Nachmittag schon auf das Abendessen gefreut haben!! Risotto!! Gesagt, getan!...

...Denkste! Warum muss genau an diesem einen Tag unserer Tour, wo wir uns doch so auf ein warmes Essen gefreut haben, der Kocher streiken!!!?? Alles schon frisch Geschnittene im Topf, gab der Kocher nur ein müdes und unstetiges Röcheln von sich und spuckte nur ein paar Flämmchen aus...bevor er überhaupt nicht mehr wollte... Das kann doch nicht sein!! Mittlerweile schon dunkle Nacht, Sara rücklings, quer im Bett schon fast im Hungerkoma, schraubte ich gefühlte 100 mal dieses Ding auseinander, reinigte es, um es dann wieder zusammenzubasteln... Der Strahl der Stirnlampe streifte über meine ruß- geschwärzten Hände, getränkt in Benzin und verzweifelte... So ein Scheiß aber auch!!! Ok, heute gibt es dann wohl nichts... ein wenig Baguette vom Mittag mit ein paar Oliven und Käse musste reichen...

Ganz schön frustriert schaukelten uns die dicken Regentropfen die auf das Zeltdach hämmerten, in den Schlaf – morgen ist ein neuer Tag!
Und so war es auch! Der nächste Morgen war zwar kühl, aber trocken! Wunderbar! Raus aus dem Zelt und der Natur guten Morgen sagen.
Vor dem Frühstück versuchte ich mich noch einmal an einer Reparatur des Kochers, schließlich wollten wir nen Kaffee haben und der ist noch wichtiger als ein warmes Abendessen!

Als hätte sich mein Hirn die ganze Nacht mit dem Benzinkocher beschäftigt, war das Problem gleich gefunden und siehe da, der Kocher brodelte wieder genüsslich vor sich hin!
Es konnte wieder weiter gehen; einen Platten hatten wir auch an dem Tag, die sind aber eigentlich nicht mehr der Rede wert.... :=) Nach 10 Minuten konnte es wieder weitergehen!...“

...Über die Girone, kamen wir nach Rochefort und weiter nach La Rochelle; eine wahre Perle am Atlantik! Ein traumhaftes Städtchen, wunderbarer Hafen wo unzählige nette Kaffeehäuser zum pausieren einladen. Dort lernten wir nen anderen Radler kennen, Sam aus England, auf nem Weg nach Bourdeaux, nur für 2 Wochen, als Aufwärmtour wie er meint. Er muss dann wieder kurz nach Hause , mit dem Rad natürlich– Hochzeit seiner Schwester, dann geht es auf richtige Radtour. Von England aus nach China, weiter nach Vietnam und Thailand und dann nach Südamerika.. Das wäre ja lustig wenn wir uns dort wieder sehen würden. Zeitlich könnte es sich ausgehen, wir tauschen Email, plaudern noch ein wenig und machen uns dann wieder auf, weiter in Richtung Bretagne!

Wir checken unsere Karten auf schöne Strände und beschließen in die Gegend von St. Nazaires zu fahren, von dort können wir es dann entspannt angehen lassen. Es sind ja „nur“ mehr gut 4 Wochen bis wir in Le Havre Saras Eltern Brigitte und Jürgen, vielleicht auch noch Max, Flo und Eugi und wer weiß wen noch sehen werden! Wir freuen uns jedenfalls schon riesig!!

Vorher wollen wir ja auch noch in den Norden der Bretagne und dann sind es auch noch mal 5-6 Radtage bis Le Havre.. Die Zeit wird zwar jetzt nicht knapp, aber wir müssen uns ran halten!...“


Tagebucheintrag Sara:

...die kommenden Tage soll es sehr heiß werden, so sind wir so früh wie noch nie auf unseren Rädern, wollen ja schnellstmöglich ans Meer bei St. Nazaires,wo wir die Luft der Bretagne schon in der Nase spüren sollten und vor allem dem Wind um die Ohren:-) Wir nehmen einige Höhenmeter mehr in Kauf und radeln durchs Landesinnere, kürzen also etwas ab...

Umso wichtiger ist es früh zu starten; das Land heizt sich schnell auf und ab Mittag bläst der Wind umso mehr, natürlich meistens Gegenwind. So radeln wir die kleinen Straßen mit einem ständigen auf und ab, anstrengend , aber wunderschön...kaum Verkehr, viel Natur und Tiere, finden schöne Wildcampingplätze , direkt am Fischteich oder mitten auf einem Feld (perfekt für unser neues Hobby: Tiere beobachten, nutzen das Objektiv als Fernglas und die grüne Plane als Sichtschutz!!). Die nächsten Tage radeln wir sehr viel, und beim 7. Tag in Folge sind wir dann nur mehr froh, dass es am heutigen Tag ans Meer gehen soll..:

...heute ist es in der früh schon sehr heiß, also schnell packen und los, nehmen die kürzeste Strecke vom Landesinnere Richtung Meer, da sind wir dann auch schnell, sind noch nicht ganz glücklich mit dem ersten Fischerort den wir finden, (fast bei Pornic) - mehr Austern am Strand als Sand.- also suchen wir eine Bar mit Internetzugang. Gesagt, getan, gefunden...direkt am tobenden Marktplatz finden wir ein Fischrestaurant, wo wir bei gefühlten 40 Grad im Schatten sitzen und im Internet einen schönen Strand mit Platz zum Kiten, campen und chillen ausmachen. Im Restaurant gefällt es so gut, das schnell das 2. Bier bestellt wird und das erste Mal gönnen wir uns auch ein richtiges Mahl: Muscheln mit Pommes, mmmhhh....

lange zum Camping kann es ja nicht mehr sein, so entspannen wir noch etwas mit einem Espresso , dann wollen wir los..kaum auf dem Rad, fragen wir uns ob das eine gute Idee war??? es ist so heiß, die Hitze haut uns auf den Kopf, der einzige Weg rüber zur nächsten Bucht nach la Rochelets, bei St. Nazaires) geht leider nur über eine 2-spurige Nationalstraße (gleicht fast einer Autobahn). Zum Glück mit Rückenwind fegen wir hinter den LKW, Autos hinter her..Die Abgase, die Hitze , die 7 Tage Radeln, zermürben einen aber schon ganz schön:-(..

Erst hat Gert einen kleinen Hitzekoller, dann ich, den einzigen Schattenrastplatz verpassen wir blöder weise, also Augen zu und durch..

Mir wird so langsam etwas übel, was ist denn jetzt los..Sonnenstich?? Weit ist es nun nicht mehr, haben nur noch einen kleinen Waldweg zu fahren, einen Hügel hoch und ab ans Meer wo ein Camping auf uns wartet...nur mir ist mittlerweile sooo schlecht, ich muss alle 5 Minuten pausieren, mich hinlegen, rasten...der Magen krümmt sich...nach Sonnenstich wirkt das allerdings nicht, der Kopf ist frisch...nur der Magen!!!!so radeln wir die letzten Meter, mir ist nun aber wirklich spei übel, die denkbar ungünstigste Kombi: Übelkeit und Radeln!! Da helfen nur noch Stoßgebete: „bitte lass und doch da sein, hinlegen, Wasser ins Gesicht, Nux Vomica, Bett, was auch immer..., aber bitte runter vom Rad!!!“

Wir kommen zur letzten Kurve, der Camping ist in Sichtweite, Gert radelt voraus...mir fallen plötzlich die Muscheln ein; kaum denke ich daran, kommt es mir hoch und ich übergebe mich noch auf dem Rad sitzend, alles muss raus...so knie ich mittlerweile am Straßenrand und nichts bleibt mehr im Magen!! Gert eilt zur Hilfe...na super!!! Gehen wir einmal Essen und dann passiert so was, das waren auf jedenfall die letzten Muscheln für mich!

Den Abend lang liege ich dann auf unserem Tuch und vegetiere vor mich hin, es gibt Tee...eigentlich sollte man nach den ganzen gefahrenen Kilometer ein ganzes Schwein essen, aber daran ist nicht zu denken. Gert muss sich, das erste Mal, etwas alleine köcheln:-(

Darüber hinaus bekommen wir heute von unseren 3 englischen Camper -nachbarn, die auch mit dem Radel unterwegs sind, allerhand Dinge geschenkt da sie nie etwas mitnehmen wollen und ansonsten es einfach wegwerfen: Chicken, Kartoffeln, Milch...Gert macht sich ein super Coq-au-Vin, dazu das verdiente kühle Bier...ich schlafe bald und bin froh wenn der Tag geschafft ist, morgen kann es nur besser werden...!

Die 3 total netten, lustigen Engländer im etwas älteren Semester haben unseren vollen Respekt, so sind sie noch so junggeblieben und unternehmungslustig, wirklich zu beneiden. Sie sind zwischen 62-65 Jahre alt und haben vor 15 Jahren im Pub (wohl nach einigen Pint Bier) beschlossen, wenn sie in Rente gehen, dann wird ein Traum erfüllt: eine Radeltour!. Alle 3 halten ihr Wort und so sind sie nun unterwegs von England aus Richtung Spanien. gut bepackt sind sie, auch mit Zelt und Kocher , keine Unterkunft wollen sie anfahren; Hut ab...!!

Morgens, nach ein paar Klogängen, hat sich mein Magen wieder im Griff, es gibt ein extra großes Frühstück um wieder zu Kräften zu kommen, wir lassen es gemütlich angehen, genießen den schönen Platz und den riesen Strand..so haben wir hier wirklich ein Traumplatz gefunden,für jeden Wassersportler nur zu empfehlen, der Strand ist riesig, so wird er von Buggyfahrern, Strandseglern und Mountainboardern genutzt, es wird gereitet, usw..wenn Flut ist bildet sich mit dem anliegenden Fluss ein richtiges Delta im Sand, ein Traum zum Kiten...

Der Wind lässt uns hier auch nicht im Stich , so haben wir nachmittags mal so richtig ordentlich Wind, dass ich endlich mal mit dem 8er richtig angeblasen bin , leider bei Ebbe, also ohne Flachwasserspielwiese im Strand...Hier bleiben wir noch etwas und dann geht’s quer durchs Land an die Nordküste der Bretagne..“


...Pfingsten (27.05.) ist heute, so wollen wir etwas die kleinen Örtchen bekunden, die in der Nähe sind. Brauchen Benzin für unseren Kocher, sonst fällt das Abendessen schon wieder aus, dass wollen wir ja nicht...so sitzen wir in einer kleinen Bar und sind erstaunt , wie die Franzosen so Pfingsten feiern: mittags schon rotze fett (also schwer betrunken), oben ohne, komplett willenlos lässt sich eine Dame von 2 Herren den Busen „massieren“...ääähh, wo sind wir hier bitte gelandet...daneben sitzen die Familien mit kleinen Kindern, die Eltern rauchend und saufend...also so ein wildes Proletendorf, hallelulja! Wir sind froh, als wir wieder bei unserem Camping sind und bei fast keinem Wind Kiten gehen, aber siehe da wir haben ja den : „Every-Day-is-a-Kite-day-KITE (den 12er SPEED) dabei, also ohne Neo (das erste Mal dieses Jahr und auch weit und breit die einzigen:-)) raus ins Wasser, aber Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte...ab zur Galerie, hier!...“




1 Kommentar:

  1. Liebe Sara, lieber Gördi,
    eure stories sind spitze, leide und genieße beim
    Lesen voll mit. Falls ihr mal beim Tele-Tierebeobachten einen Frosch seht, nehmt ihn mit! Es könnte ein Prinz sein. Ihr habt dann schon
    1 Esel, 1 Hasen und 1 Frosch dabei. Und es werden noch mehr! Spätestens in Südamerika.
    Vor den "Unterströmungen im Alantik sollte man
    euch warnen. Aber vielleicht trage ich damit auch
    Eulen nach Athen?! Saras Vater.

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