Von
S. Naziere nach Pont Mahe - Ploermel am „Lac du Duc“- Penguily- Le
Val-Andre- St.Briac sur Mer- St.Malo- Le Mont St Michel –
Jullouville -...
Tagebucheintrag
Gert
„...Soooo,
jetzt ist es wieder mal Zeit für ein Update! Die letzten 2 Wochen
standen ganz im Zeichen der Bretagne: wir hatten sehr anstrengende
Radtage, wir fuhren durch wunderbare Hügel-Landschaften, campten an
azurblauen Buchten mit schroffen Steilküsten, sahen wunderbare
mittelalterliche Städte, trafen sehr nette Franzosen, wurden zum
Essen eingeladen, Sara kitete bis zum körperlichen Exodus und wir
fuhren durch Sonne, Wind und Regen... aber alles der Reihe nach!
Den
etwas merkwürdigen Campingplatz in La Rochelete, indem sich unter
anderem eine Hochzeitsgesellschaft und dazu noch eine mit Harley
Davidson ausgestattete Hells Angels Gruppe einnistete, wollten wir
nach ein paar Tagen auch hinter uns lassen – ab 7.00 Uhr in der
Früh dröhnten jeden Tag die Motorräder und rissen uns aus dem
Schlaf: da sind wir Wildcamper, die jeden Tag von Amseln, Spatzen,
Rotkehlchen, Spechten, Tauben und dem Grunzen von Wildschweinen
geweckt werden, doch etwas anderes gewohnt! :=)
Mit
unserem Hab und Gut überquerten wir zuerst die Loire, über eine
riesengroße Brücke, welche sich ca. 100 Meter über den Fluss
erhob, 2 Spuren in eine Richtung und ca. 50cm „Pannenstreifen“
für uns Radfahrer direkt daneben. Der Anstieg war ein regelrechter
Kampf, LKW`s und Busse brausten bei einem vorbei, dass es einem fast
den Lenker verdrehte, hinunter ging es im „Schweinsgalopp“ - am
anderen Ende angekommen, befinden wir uns in der Bretagne, bei
St.Nazaires.
Ohne
richtiges Ziel und Plan radelten wir ein wenig der Küste entlang,
irgendwas wird ja schon kommen, waren wir uns sicher. Wir erinnerten
uns auch an ein „Plätzchen“ auf kitebeaches (auf dem
recht viele schöne Strände zum Kiten eingetragen sind) welches sich
ein wenig nördlich von uns befinden sollte; La Baule
(Portichet) war sein Name. In der Beschreibung stand: „...Nice, big
and sandy beach, no hazards, many tourist in summer.....“ … Ok,
Hochsaison ist ja hier in der Bretagne erst im Juli und August, also
wird es schon nicht so schlimm werden, vielleicht finden wir ja auch
einen schönen Platz zum Wildcampen... Aber was uns hier erwartete
war der Wahnsinn! Mallorca auf französisch, der jeden Touristenort
am Mittelmeer übertraf! Eine kilometerweite Bucht, vorerst glaubten
wir eine Steilküste zu sehen, aber nein, das waren alles
Hotelburgen, aufgefädelt wir eine Perlenkette... ok, hier können
wir leider nicht wildcampen... außer wir wollen am Strand wie am
Präsentierteller zelten und 10.000 Blicke am Morgen aus den
unzähligen Balkonen, die eher Legehennenbatterien glichen,
riskieren. Also doch wieder Campingplatz; eigentlich nicht unser
Plan, aber ne warme Dusche ist ja auch was sehr feines... und
gekostet hat der Camping auch nichts... warum, sagen wir aber jetzt
nicht.
Unser
nächste Stop war Pont Mahe, gerade 30km nördlich von La Baule, ein
wunderschöner Platz, wieder mal toller Wind, eine super Bucht und
ein türkis leuchtendes Meer, genau so wie uns Bruno schon am
Mittelmeer vorgeschwärmt hat. Dass hier der Unterschied zwischen
Ebbe und Flut schon so groß sein würde, war uns aber gar nicht
bewusst.Bei Ebbe galoppierte das Wasser ca. 1km weit weg um dann ca.
6 Stunden später mit rasend schnellem Tempo wieder zu kommen. Als
Ergebnis hatte man eine riesengroße Flachwasserspielwiese mit
spiegelglattem Wasser; ein Traum zum Kiten!
Auf Wikipedia steht, dass die Bretagne mit ihren zerklüfteten Stränden und Felsen, ca. 2700km Küstenlinie hat... Da dies den Rahmen unserer Frankreich Tour etwas sprengen würde, entschieden wir uns deshalb abzukürzen und von Pont Mahe direkt die Nordküste der Bretagne mit Ziel St. Brieuc anzusteuern; Von dort ist es auch nicht mehr weit nach Le Havre, und wir können unsere letzten Wochen in Europa ganz entspannt angehen.
Die Durchquerung von „Kleinbritannien“ war wundervoll, aber auch anstrengend. Eine tolle Natur, hügelige und weitläufige Wiesen wechseln sich mit kleinen Wäldern und Hecken ab und kleine romantische Dörfer mit einladenden Cafes ziehen bei uns vorbei.
Freut
man sich allerdings, dass man am höchsten Punkt eines Hügels
angekommen ist, sieht man schon wieder den nächsten und dazwischen
gibt es immer ein tiefes, tiefes Tal. Die Frischluftabfahrt ist zwar
fein, aber richtig genießen kann man sie nicht, weil man weiß was
einen wieder erwartet wenn man unten angekommen ist... und so ging
das immer weiter ca. 50 km; bis zu einem Schild: Voie Verte!
Grüner Weg...
Kurz
mit unserer Karte verglichen, wo dieser weg hinführt; die Richtung
passt jedenfalls. Ein Versuch ist es wert dachten wir uns... und was
besseres konnte uns gar nicht passieren... die vielleicht
entspannteste Art in der Bretagne Rad zufahren! Der Grüne Weg war
ursprünglich eine alte Eisenbahnlinie, welche stillgelegt wurde und
nun als Radweg dient. Und für diese Eisenbahn wurde die Landschaft
geschliffen, so fuhren wir wie auf Wolken durch die hügelige
Landschaft, die Täler waren nicht mehr so tief, die Berge waren
nicht mehr so hoch und steil. maximale Steigung 3%, alles super!
Allerdings
hat jede Bahnlinie ihren Bahnhof und ihr Ende; nach ein paar Stunden
war wieder Schluss.. trotzdem, hat Spaß gemacht und es war eine
große Erleichterung.
Gegen
Nachmittag kamen wir zu einem wunderbaren See, Lac du Duc und
ein Plätzchen für den restlichen Tag war gleich gefunden. Heiß war
es und das radeln war anstrengend, der Sprung in den See war
dementsprechend ein wahrer Traum! ...“
„...Am nächsten Tag wieder radeln, radeln und radeln... stundenlang, aber bald haben wir es geschafft, wir konnten förmlich schon das Meer riechen. Jetzt noch nen Schlafplatz finden, dann ist alles gut; morgen erreichen wir wieder die Küste irgendwo zwischen St. Malo und St. Brieuc. Nach ein paar missglückten Versuchen nen Platz zu finden waren wir jedoch schon ein wenig frustriert. Als wir neben einem Haus hinter einer Hecke einen halbwegs passablen Platz finden, spaziert der Besitzer aus dem Haus: wir befürchteten er schickt uns weg... er sah, kam, fragte uns dann aber freundlich ob wir nicht in seinem Garten campen wollen, schließlich ist dieser nicht so schief wie unserer ausgemachter Rübenacker...:=) Glücklich bauten wir unser Zelt auf seinem makellosen Golfrasen auf.. Er, Frau und die ganze Familie war sehr interessiert an unserer Tour, bis spät in die Nacht saßen wir mit ihnen im Haus zusammen und plauderten, so gut es ging auf französisch, manchmal spanisch, manchmal mit Händen und Füßen und Zeichenblock, manchmal half uns die älteste Tochter die ein wenig englisch konnte und wenn keiner mehr weiter wusste half ein ur alte, halb zerfletterte English-französiches Wörterbuch.. es war ein echt schöner Abend!
… 60 Kilometer steckten an diesem 3. und letzten Bretagne-Durchquerungs-Tag schon wieder in unseren Wadeln, als wir unser Ziel bei Val de Andre erreichten, schon ausgesprochen Müde von den letzten Tagen Radfahren. Zu allem Überfluss war es auch noch ein herrlicher Tag, ein super Strand wieder mal und... ja klar Wind war natürlich auch! Sara zögerte nicht lange.. wir hatten noch nicht mal beim Camping eingecheckt, oder entschieden ob Wildcampen oder Camping.. Raus aus der Radlerhose, rein in den Neo, Kite schon in der Luft und es wurde gekitet.. Für mich leider (oder eher Gott sei Dank) ein wenig zu wenig Wind.... Radeln und Kiten an einem Tag passen halt nicht wirklich zusammen! :=) Vom einem Ganzkörpermuskelkater geküsst, lag sie später am Boden und konnte sich nicht mehr rühren.. naja so ist das halt.. Gott sei Dank hat sie einen Tag Pause vom Radfahren verdient....“
„...genießen in vollem Maße die Bretagne mit ihren Klippen, Steilküsten, dem türkisen Meer..ab und an müssen wir hier allerdings immer mit einem Schauer, Gewitter rechnen, nach 1-3 Minuten kommt im Normalfall aber die Sonne wieder zurück, mitsamt einem Regenbogen und einem wunderschönen Farbenspiel. Es ähnelt der irischen Landschaft, mit den grasgrünen Wiesen, den Klippen und dem Wetter:-)
Es
ist sehr hügelig zum Radeln, steil geht es auf eine Steilküste
hoch, hier genießen wir kurz den Ausblick aufs Meer (mal mit
Wasser, mal ist das Meer x-kilometer weit entfernt) und steil geht es
weiter wieder runter und so geht das den ganzen Tag. Heute ähnelt
das Wetter mehr dem „Schietwetter“ in Kiel, ein Nieselregen hat
sich eingestellt und es ist mal wieder sehr sehr kühl. Finden doch
einen schönen Platz zum Campen direkt am Fischerhafen und am
nächsten Tag geht es nach St. Malo. Dort sind wir auch recht
schnell und sind begeistert von der komplett erhaltenen
mittelalerlichen Altstadt, ringsherum Meer und tolle alte Gebäude.
Mittags
reden wir dort mit einem Ladenbesitzer, der die Vorsaison noch sehr
genießt, noch ist nicht viel los, so kann er gemütlich mit uns
quatschen, im Sommer wäre dies unmöglich. Massen an Reisegruppen
stürmen im Juli und August die Stadt, die meisten sehr gestresst, da
sie nur einen Parkplatz für eine Stunde gefunden haben, so hetzen
sie durch die Läden und kaufen alles was ihnen in die Hände
kommt...das ist sehr stressig, meint er, aber mit Dollerzeichen in
den Augen:-)
Im
netten St Malo lassen wir es noch ganz gemütlich angehen, geniessen
ein paar Sonnenstrahlen auf der Stadtmauer mit Blick aufs Meer und
einem Bier in der Hand. Nette Gespräche : wohin es geht, woher wir
kommen und was wir da so dabei (der Anhänger wird immer sehr
bestaunt) haben mitinbegriffen.
Danach
wollen wir dann aber doch noch einige Km fahren, durchs Landesinnere
kürzen wir nach Cancale ab und radeln in die Normandie
hinein. Sehr flach wird es nun, viele Schafe, Weiden und endlose
Strände und Fisch, Muscheln und anderes Meeresgetier gibt es hier
in Mengen!
Am
alten Kloster Ste. Anne finden wir einen Radweg (parallel zum
Pilgerweg) , der entlang der Dünen und Weiden geht. Hier finden wir
auch einen Schlafplatz der wirklich sehr spektakulär ist, nämlich
mit Blick auf das imposante Kloster: Le Mont St Michel (die
aktuell meist besuchteste Sehenswürdigkeit in ganz Frankreich).
Wahnsinns Anblick, wie eine Sandburg aufgeschüttet..hier schlafen
wir sicher selig und gut!...“
Sara Tagebucheintrag:
„...es schüttet heute (07.06.) wie aus Kübeln, bleiben lieber noch etwas liegen und lesen, es hört leider nicht auf zu Regnen, um unser Zelt bildet sich immer größere Schlammpfütze, um nicht unterzugehen müssen wir wohl los und außerdem geht unser Trinkwasser aus, hier mitten im Wald finden wir eher nichts zu trinken. Also Ponchos an und los, das Zelt ist so pitschnass wie noch nie, heute muss ich wohl 5kg mehr Gewicht schleppen:-(
Radeln
entlang des Klosters (Le Mont St. Michel) das ab und an von ein paar
Sonnenstrahlen durchflutet wird, eine traumhafte Kulisse zum Radeln
und das auch noch mit Rückenwind, ach!!!!
In
Arvanches haben wir nun unseren 2. Kontakt mit der Polizei
(der erste Kontakt war beim Wildcampen), nun etwas spektakulärer:
vor
der Stadt haben wir 2 Möglichkeiten, einmal die kleine Straße über
den hohen Berg und durch die Stadt oder die GROßE Straße flach
rechts am Hügel vorbei. So reden wir uns ein das diese GROßE Straße
nur so aussieht wie eine Autobahn, aber doch sicher eine normale
Nationalstraße ist und nehmen den einfachen Weg (wir sind sehr müde
und lustlos) und wir wollen ja nur zur nächsten Ausfahrt (1-2km).
Kaum auf der Straße fühlt es sich doch sehr nach Autobahn an, die
LKW preschen hupend an uns vorbei, wir fühlen uns so klein...ich
versetze mich in eine Art „Trance“ , den Blick stur nach vorne
gerichtet, alles andere ausschalten und schnell da durch! Nach ca 2
Minuten kommt eine Zivilstreife mit Blaulicht vorbei... äähh wegen
uns??? wir kommen zur ersehnten Ausfahrt (Gott sei Dank!!!) und da
wartet dann auch schon die alarmierte „Police Municipal“ auf uns.
Wir bekommen eine kurze Belehrung, Verbot, zu gefählich usw.. (da
haben Sie auch sehr recht) und lassen uns dann weiter fahren. Nun ja,
letztendlich haben wir nun nach Wander- Forst-
-Schotter-Holper-Radwegen, nach N-D- Straßen auch die Autobahn
hinter uns!...“
Tagebucheintrag Sara:
„... seit einigen Tagen ist nun das totale Aprilwetter ausgebrochen, Regen, viel Regen und ab und an etwas Sonne. Ich habe den Fehler gemacht zu waschen , nun hängt die Wäsche pitsch patsch nass da und hat mittlerweile den 20.ten Waschgang hinter sich! Haben uns bei einem super günstigen Camping bei Julloville eingenistet, mit einem sehr netten jungen Campingboss (der sich als Cochsurfer enpuppt hat und uns so gleich eingeladen hat).
Der
Ort ist super, direkt den Kitebeach vor der Nase, allerdings hat
dieser es ganz schön in sich. Nichts ahnend freuen wir uns bei
kommender Flut rauszugehen! Dass wir hier lieber warten sollten, bis
das Wasser anfängt zurück zu gehen, wissen wir ja nicht. Der Wind
ist ja so gut!
Die
Wellen kommen sehr wild auf den Strand gespült und eine Strömung
reist einen nahezu die Füße vom Boden, ich werde völlig
verschluckt, durch geschleudert und von den Wellen (die von alles
Seiten kommen) wieder ausgespuckt, aber das Motto heute lautet:
„nicht aufgeben!“
Wenn
man es dann durch die ersten 5 Wellen geschafft hat, geht’s dann
auch gut, aber insgesamt eher eine Tortour! Gert macht es richtig,
lässt mich erst mal vor testen (vorspülen) und er geht dann als es
langsam Ebbe wird, hat das schönste Flachwasser zwischen den schön
sortierten Wellen, spingt umher und freut sich des Lebens!
Nun
(10.06.) regnen es seit ca 24 h durch, sind froh das es heute zu Max
dem Cochsurfer geht, da wartet ein Spielenachmittag und ein
gemütliches gemeinsames Essen auf uns. Seine Freundin ist
Spanischlehrerin mit viel Wissen über Südamerika, was wollen wir
also mehr?...noch dazu laden uns die Freunde von den Couchsurfern
ebenfalls ein , einige Kilometer weiter nördlich, so sind die
nächsten Tage /Nächte gerettet, kein Regen kann uns was und
gemütliches Kochen und ein Bett wartet auf uns...“
Lenkerhasenanekdote
„...einmal
das war es ganz komisch, bei diesem tollem Partyort, mit
Schaumpartymöglichkeiten, viele Läden, 10000 Touris am Strand sind
Sara und Gert in einen Camping und irgendwie haben sie den Weg zur
Rezeption nicht gefunden...mmmhhh und morgens war das Zelt schnell
abgebaut und vormittags waren wir schon über alle Berge weg von
diesem tollen Plattenbauten- Ort, ich fands eigentlich ganz nett
da...viele anderen Bunnys usw..“
Zur Gallerie geht es hier!
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