Montag, 11. Juni 2012

Bretagne – das etwas englische Frankreich, Steilküste, Hügel und very british weather


Von S. Naziere nach Pont Mahe - Ploermel am „Lac du Duc“- Penguily- Le Val-Andre- St.Briac sur Mer- St.Malo- Le Mont St Michel – Jullouville -...

Tagebucheintrag Gert

...Soooo, jetzt ist es wieder mal Zeit für ein Update! Die letzten 2 Wochen standen ganz im Zeichen der Bretagne: wir hatten sehr anstrengende Radtage, wir fuhren durch wunderbare Hügel-Landschaften, campten an azurblauen Buchten mit schroffen Steilküsten, sahen wunderbare mittelalterliche Städte, trafen sehr nette Franzosen, wurden zum Essen eingeladen, Sara kitete bis zum körperlichen Exodus und wir fuhren durch Sonne, Wind und Regen... aber alles der Reihe nach!


Den etwas merkwürdigen Campingplatz in La Rochelete, indem sich unter anderem eine Hochzeitsgesellschaft und dazu noch eine mit Harley Davidson ausgestattete Hells Angels Gruppe einnistete, wollten wir nach ein paar Tagen auch hinter uns lassen – ab 7.00 Uhr in der Früh dröhnten jeden Tag die Motorräder und rissen uns aus dem Schlaf: da sind wir Wildcamper, die jeden Tag von Amseln, Spatzen, Rotkehlchen, Spechten, Tauben und dem Grunzen von Wildschweinen geweckt werden, doch etwas anderes gewohnt! :=)

Mit unserem Hab und Gut überquerten wir zuerst die Loire, über eine riesengroße Brücke, welche sich ca. 100 Meter über den Fluss erhob, 2 Spuren in eine Richtung und ca. 50cm „Pannenstreifen“ für uns Radfahrer direkt daneben. Der Anstieg war ein regelrechter Kampf, LKW`s und Busse brausten bei einem vorbei, dass es einem fast den Lenker verdrehte, hinunter ging es im „Schweinsgalopp“ - am anderen Ende angekommen, befinden wir uns in der Bretagne, bei St.Nazaires.

Ohne richtiges Ziel und Plan radelten wir ein wenig der Küste entlang, irgendwas wird ja schon kommen, waren wir uns sicher. Wir erinnerten uns auch an ein „Plätzchen“ auf kitebeaches (auf dem recht viele schöne Strände zum Kiten eingetragen sind) welches sich ein wenig nördlich von uns befinden sollte; La Baule (Portichet) war sein Name. In der Beschreibung stand: „...Nice, big and sandy beach, no hazards, many tourist in summer.....“ … Ok, Hochsaison ist ja hier in der Bretagne erst im Juli und August, also wird es schon nicht so schlimm werden, vielleicht finden wir ja auch einen schönen Platz zum Wildcampen... Aber was uns hier erwartete war der Wahnsinn! Mallorca auf französisch, der jeden Touristenort am Mittelmeer übertraf! Eine kilometerweite Bucht, vorerst glaubten wir eine Steilküste zu sehen, aber nein, das waren alles Hotelburgen, aufgefädelt wir eine Perlenkette... ok, hier können wir leider nicht wildcampen... außer wir wollen am Strand wie am Präsentierteller zelten und 10.000 Blicke am Morgen aus den unzähligen Balkonen, die eher Legehennenbatterien glichen, riskieren. Also doch wieder Campingplatz; eigentlich nicht unser Plan, aber ne warme Dusche ist ja auch was sehr feines... und gekostet hat der Camping auch nichts... warum, sagen wir aber jetzt nicht.

Unser nächste Stop war Pont Mahe, gerade 30km nördlich von La Baule, ein wunderschöner Platz, wieder mal toller Wind, eine super Bucht und ein türkis leuchtendes Meer, genau so wie uns Bruno schon am Mittelmeer vorgeschwärmt hat. Dass hier der Unterschied zwischen Ebbe und Flut schon so groß sein würde, war uns aber gar nicht bewusst.Bei Ebbe galoppierte das Wasser ca. 1km weit weg um dann ca. 6 Stunden später mit rasend schnellem Tempo wieder zu kommen. Als Ergebnis hatte man eine riesengroße Flachwasserspielwiese mit spiegelglattem Wasser; ein Traum zum Kiten!


Auf Wikipedia steht, dass die Bretagne mit ihren zerklüfteten Stränden und Felsen, ca. 2700km Küstenlinie hat... Da dies den Rahmen unserer Frankreich Tour etwas sprengen würde, entschieden wir uns deshalb abzukürzen und von Pont Mahe direkt die Nordküste der Bretagne mit Ziel St. Brieuc anzusteuern; Von dort ist es auch nicht mehr weit nach Le Havre, und wir können unsere letzten Wochen in Europa ganz entspannt angehen.

Die Durchquerung von „Kleinbritannien“ war wundervoll, aber auch anstrengend. Eine tolle Natur, hügelige und weitläufige Wiesen wechseln sich mit kleinen Wäldern und Hecken ab und kleine romantische Dörfer mit einladenden Cafes ziehen bei uns vorbei.

Freut man sich allerdings, dass man am höchsten Punkt eines Hügels angekommen ist, sieht man schon wieder den nächsten und dazwischen gibt es immer ein tiefes, tiefes Tal. Die Frischluftabfahrt ist zwar fein, aber richtig genießen kann man sie nicht, weil man weiß was einen wieder erwartet wenn man unten angekommen ist... und so ging das immer weiter ca. 50 km; bis zu einem Schild: Voie Verte! Grüner Weg...

Kurz mit unserer Karte verglichen, wo dieser weg hinführt; die Richtung passt jedenfalls. Ein Versuch ist es wert dachten wir uns... und was besseres konnte uns gar nicht passieren... die vielleicht entspannteste Art in der Bretagne Rad zufahren! Der Grüne Weg war ursprünglich eine alte Eisenbahnlinie, welche stillgelegt wurde und nun als Radweg dient. Und für diese Eisenbahn wurde die Landschaft geschliffen, so fuhren wir wie auf Wolken durch die hügelige Landschaft, die Täler waren nicht mehr so tief, die Berge waren nicht mehr so hoch und steil. maximale Steigung 3%, alles super!

Allerdings hat jede Bahnlinie ihren Bahnhof und ihr Ende; nach ein paar Stunden war wieder Schluss.. trotzdem, hat Spaß gemacht und es war eine große Erleichterung.

Gegen Nachmittag kamen wir zu einem wunderbaren See, Lac du Duc und ein Plätzchen für den restlichen Tag war gleich gefunden. Heiß war es und das radeln war anstrengend, der Sprung in den See war dementsprechend ein wahrer Traum! ...“


...Am nächsten Tag wieder radeln, radeln und radeln... stundenlang, aber bald haben wir es geschafft, wir konnten förmlich schon das Meer riechen. Jetzt noch nen Schlafplatz finden, dann ist alles gut; morgen erreichen wir wieder die Küste irgendwo zwischen St. Malo und St. Brieuc. Nach ein paar missglückten Versuchen nen Platz zu finden waren wir jedoch schon ein wenig frustriert. Als wir neben einem Haus hinter einer Hecke einen halbwegs passablen Platz finden, spaziert der Besitzer aus dem Haus: wir befürchteten er schickt uns weg... er sah, kam, fragte uns dann aber freundlich ob wir nicht in seinem Garten campen wollen, schließlich ist dieser nicht so schief wie unserer ausgemachter Rübenacker...:=) Glücklich bauten wir unser Zelt auf seinem makellosen Golfrasen auf.. Er, Frau und die ganze Familie war sehr interessiert an unserer Tour, bis spät in die Nacht saßen wir mit ihnen im Haus zusammen und plauderten, so gut es ging auf französisch, manchmal spanisch, manchmal mit Händen und Füßen und Zeichenblock, manchmal half uns die älteste Tochter die ein wenig englisch konnte und wenn keiner mehr weiter wusste half ein ur alte, halb zerfletterte English-französiches Wörterbuch.. es war ein echt schöner Abend!

60 Kilometer steckten an diesem 3. und letzten Bretagne-Durchquerungs-Tag schon wieder in unseren Wadeln, als wir unser Ziel bei Val de Andre erreichten, schon ausgesprochen Müde von den letzten Tagen Radfahren. Zu allem Überfluss war es auch noch ein herrlicher Tag, ein super Strand wieder mal und... ja klar Wind war natürlich auch! Sara zögerte nicht lange.. wir hatten noch nicht mal beim Camping eingecheckt, oder entschieden ob Wildcampen oder Camping.. Raus aus der Radlerhose, rein in den Neo, Kite schon in der Luft und es wurde gekitet.. Für mich leider (oder eher Gott sei Dank) ein wenig zu wenig Wind.... Radeln und Kiten an einem Tag passen halt nicht wirklich zusammen! :=) Vom einem Ganzkörpermuskelkater geküsst, lag sie später am Boden und konnte sich nicht mehr rühren.. naja so ist das halt.. Gott sei Dank hat sie einen Tag Pause vom Radfahren verdient....“


Sara Tagebucheintrag:

...genießen in vollem Maße die Bretagne mit ihren Klippen, Steilküsten, dem türkisen Meer..ab und an müssen wir hier allerdings immer mit einem Schauer, Gewitter rechnen, nach 1-3 Minuten kommt im Normalfall aber die Sonne wieder zurück, mitsamt einem Regenbogen und einem wunderschönen Farbenspiel. Es ähnelt der irischen Landschaft, mit den grasgrünen Wiesen, den Klippen und dem Wetter:-)

Es ist sehr hügelig zum Radeln, steil geht es auf eine Steilküste hoch, hier genießen wir kurz den Ausblick aufs Meer (mal mit Wasser, mal ist das Meer x-kilometer weit entfernt) und steil geht es weiter wieder runter und so geht das den ganzen Tag. Heute ähnelt das Wetter mehr dem „Schietwetter“ in Kiel, ein Nieselregen hat sich eingestellt und es ist mal wieder sehr sehr kühl. Finden doch einen schönen Platz zum Campen direkt am Fischerhafen und am nächsten Tag geht es nach St. Malo. Dort sind wir auch recht schnell und sind begeistert von der komplett erhaltenen mittelalerlichen Altstadt, ringsherum Meer und tolle alte Gebäude.

Mittags reden wir dort mit einem Ladenbesitzer, der die Vorsaison noch sehr genießt, noch ist nicht viel los, so kann er gemütlich mit uns quatschen, im Sommer wäre dies unmöglich. Massen an Reisegruppen stürmen im Juli und August die Stadt, die meisten sehr gestresst, da sie nur einen Parkplatz für eine Stunde gefunden haben, so hetzen sie durch die Läden und kaufen alles was ihnen in die Hände kommt...das ist sehr stressig, meint er, aber mit Dollerzeichen in den Augen:-)

Im netten St Malo lassen wir es noch ganz gemütlich angehen, geniessen ein paar Sonnenstrahlen auf der Stadtmauer mit Blick aufs Meer und einem Bier in der Hand. Nette Gespräche : wohin es geht, woher wir kommen und was wir da so dabei (der Anhänger wird immer sehr bestaunt) haben mitinbegriffen.

Danach wollen wir dann aber doch noch einige Km fahren, durchs Landesinnere kürzen wir nach Cancale ab und radeln in die Normandie hinein. Sehr flach wird es nun, viele Schafe, Weiden und endlose Strände und Fisch, Muscheln und anderes Meeresgetier gibt es hier in Mengen!

Am alten Kloster Ste. Anne finden wir einen Radweg (parallel zum Pilgerweg) , der entlang der Dünen und Weiden geht. Hier finden wir auch einen Schlafplatz der wirklich sehr spektakulär ist, nämlich mit Blick auf das imposante Kloster: Le Mont St Michel (die aktuell meist besuchteste Sehenswürdigkeit in ganz Frankreich). Wahnsinns Anblick, wie eine Sandburg aufgeschüttet..hier schlafen wir sicher selig und gut!...“


Sara Tagebucheintrag:

...es schüttet heute (07.06.) wie aus Kübeln, bleiben lieber noch etwas liegen und lesen, es hört leider nicht auf zu Regnen, um unser Zelt bildet sich immer größere Schlammpfütze, um nicht unterzugehen müssen wir wohl los und außerdem geht unser Trinkwasser aus, hier mitten im Wald finden wir eher nichts zu trinken. Also Ponchos an und los, das Zelt ist so pitschnass wie noch nie, heute muss ich wohl 5kg mehr Gewicht schleppen:-(

Radeln entlang des Klosters (Le Mont St. Michel) das ab und an von ein paar Sonnenstrahlen durchflutet wird, eine traumhafte Kulisse zum Radeln und das auch noch mit Rückenwind, ach!!!!

In Arvanches haben wir nun unseren 2. Kontakt mit der Polizei (der erste Kontakt war beim Wildcampen), nun etwas spektakulärer:

vor der Stadt haben wir 2 Möglichkeiten, einmal die kleine Straße über den hohen Berg und durch die Stadt oder die GROßE Straße flach rechts am Hügel vorbei. So reden wir uns ein das diese GROßE Straße nur so aussieht wie eine Autobahn, aber doch sicher eine normale Nationalstraße ist und nehmen den einfachen Weg (wir sind sehr müde und lustlos) und wir wollen ja nur zur nächsten Ausfahrt (1-2km). Kaum auf der Straße fühlt es sich doch sehr nach Autobahn an, die LKW preschen hupend an uns vorbei, wir fühlen uns so klein...ich versetze mich in eine Art „Trance“ , den Blick stur nach vorne gerichtet, alles andere ausschalten und schnell da durch! Nach ca 2 Minuten kommt eine Zivilstreife mit Blaulicht vorbei... äähh wegen uns??? wir kommen zur ersehnten Ausfahrt (Gott sei Dank!!!) und da wartet dann auch schon die alarmierte „Police Municipal“ auf uns. Wir bekommen eine kurze Belehrung, Verbot, zu gefählich usw.. (da haben Sie auch sehr recht) und lassen uns dann weiter fahren. Nun ja, letztendlich haben wir nun nach Wander- Forst- -Schotter-Holper-Radwegen, nach N-D- Straßen auch die Autobahn hinter uns!...“


Tagebucheintrag Sara:


... seit einigen Tagen ist nun das totale Aprilwetter ausgebrochen, Regen, viel Regen und ab und an etwas Sonne. Ich habe den Fehler gemacht zu waschen , nun hängt die Wäsche pitsch patsch nass da und hat mittlerweile den 20.ten Waschgang hinter sich! Haben uns bei einem super günstigen Camping bei Julloville eingenistet, mit einem sehr netten jungen Campingboss (der sich als Cochsurfer enpuppt hat und uns so gleich eingeladen hat).

Der Ort ist super, direkt den Kitebeach vor der Nase, allerdings hat dieser es ganz schön in sich. Nichts ahnend freuen wir uns bei kommender Flut rauszugehen! Dass wir hier lieber warten sollten, bis das Wasser anfängt zurück zu gehen, wissen wir ja nicht. Der Wind ist ja so gut!

Die Wellen kommen sehr wild auf den Strand gespült und eine Strömung reist einen nahezu die Füße vom Boden, ich werde völlig verschluckt, durch geschleudert und von den Wellen (die von alles Seiten kommen) wieder ausgespuckt, aber das Motto heute lautet: „nicht aufgeben!“

Wenn man es dann durch die ersten 5 Wellen geschafft hat, geht’s dann auch gut, aber insgesamt eher eine Tortour! Gert macht es richtig, lässt mich erst mal vor testen (vorspülen) und er geht dann als es langsam Ebbe wird, hat das schönste Flachwasser zwischen den schön sortierten Wellen, spingt umher und freut sich des Lebens!

Nun (10.06.) regnen es seit ca 24 h durch, sind froh das es heute zu Max dem Cochsurfer geht, da wartet ein Spielenachmittag und ein gemütliches gemeinsames Essen auf uns. Seine Freundin ist Spanischlehrerin mit viel Wissen über Südamerika, was wollen wir also mehr?...noch dazu laden uns die Freunde von den Couchsurfern ebenfalls ein , einige Kilometer weiter nördlich, so sind die nächsten Tage /Nächte gerettet, kein Regen kann uns was und gemütliches Kochen und ein Bett wartet auf uns...“


Lenkerhasenanekdote

...einmal das war es ganz komisch, bei diesem tollem Partyort, mit Schaumpartymöglichkeiten, viele Läden, 10000 Touris am Strand sind Sara und Gert in einen Camping und irgendwie haben sie den Weg zur Rezeption nicht gefunden...mmmhhh und morgens war das Zelt schnell abgebaut und vormittags waren wir schon über alle Berge weg von diesem tollen Plattenbauten- Ort, ich fands eigentlich ganz nett da...viele anderen Bunnys usw..“


Zur Gallerie geht es hier!

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