Donnerstag, 19. April 2012

Hexenkessel Camargue, Mistral lässt grüssen

über: Le Pouzin- Pierrelatte- Aramon- Beauduc- Peaudure- Saintes Maries de la Mer

 

 

Tagebucheintrag Sara (11.04.2012) "Regen, Sturm, Gewitter..."

"nach dem nächtlichen Wolkenguss trocknen wir morgens mal wieder unser Zeltchen, es wird alles gesattelt und mit Sonnenschein und sogar ein wenig Rückenwind brausen wir schnell nach Orange, ins kleine gemütliche Städtchen, in der wir uns mit leckereien, von Quiche bishin zu kleinen Tartes belohnen:-)...wie schon öfter verpassen wir die naheliegenden supermarches und müssen so noch gegen nachmittaglicher Stunde 10-20km mehr strampeln, langsam gegen den wind , bis wir schlussendlich den kleinen Markt, namens "SHOPI" finden und uns für unser Hot Dog Abendessen eindecken! Mit Hot Dog im Bauch schlafen wir sehr gut direkt am Flussufer an der Rhone.!"







Tagebucheintrag Sara (12.04.2012) "ab ans Meer"

"Spät los, doch etwas unmotiviert aufs heutige Radeln, gerne hätten wir einen Tag Erholung, doch das Meer ruft umso stärker!!! also fahren wir eher holbrig los, nutzen jede Chance, wie jeden Aussichtspunkt, Burg, Blume, Stein, Pferd oder was auch immer, um ein Päuschen zu machen," wir haben keine Lust zu Radeln!!!". Bis Arles schaffen wir es dann letztendlich und müssen unseren riesen Vorratseinkauf managen: in Beaurduc wird es nichts geben, im Umkreis von ca 50km nichts als Strand...dass heißt viel viel Wasser, Essen, Wein,...für ca 4 Tage. Nun also mit mega fett beladene Eseln radeln wir "vollgas" Richtung" Meer de Mediterran, Beaurduc" in der Camargue!

Nach vielen Unterzuckerungsphasen, vielen Mozartkugeln und Müslieriegel, Bieber und Reiher am Flussufer..stehen wir mitten in der atemberaumenden Strand-Dünen-Insellandschaft, weit und breit nichts ausser Wasser und Sand , dazwischen Möwen und Flamingos! Beim Radeln spüren wir wie schön es ist "by bike" zu sein, der Meeresduft, die >Tiere, der Windhauch, wir nehmen alles so nah wahr und die vielen Wohnmobile preschen mit 100km/h an uns vorbei! wir sind glücklich auf unserem Drahtesel, auch wenn wir sehr langsam pedalen..

Eine etwas zerzauste Französin auf einem schwer bepacktemVelo kommt auf uns zu gestürmt, mit wildem Blick fragt sie uns nach dem Weg, "wo Beaurduc?? wo campen? bald dunkel? Panik..." Wir lassen uns nicht beirren, wollen ihr den Weg erklären, sind uns relativ sicher , dass es da einen aufgeschütten Steinholperweg geben muss. Doch no Chance, die gute Frau, denkt wir fahren ins Verderben "kein Weg, Katastrophe, nur Wasser, Muscheln, Dunkel, Panik!!" Sie lässt nicht mit sich reden, die wohl schon total unterzuckerte Frau auf dem Rad fährt den Weg den wir gekommen sind (dort wird es nicht zum Strand gehen) und das war dann unser erster Kontakt mit einer Reiseradlerin..mmmhhh...hoffentlichhat sie es irgendwie geschafft einen platz noch rechtzeitig zu finden....

...wir fahren den kleinen , schmalen Weg, rechts und links Wasser und viele Flamingos und schaffen es mit unseren gefühlten 200kg Gewichtauf den Rädern auf die Zielgerade unserers ersten Etappenziel: "Beaurduc-der Endlosstrand am Mittelmeer, vom Winde verweht.."

Mit Bier wird angestoßen, fühlen uns gut, freuen uns auf 4 Tage chillen, Kiten und Strand, Meer!"

Tagebucheintrag Sara (14.04.)" Nomadendasein in Beauduc"

"...auch am zweiten Tag "Radpausieren" geniessen wir das Hippieleben am Strand in Beauduc, es gibt wohl nur noch wenige Orte wie diesen, man darf wild campen, dementsprechen voll ist es aber, gerade am Wochenende kommen viel Autos, Wohnmoblile auf den Strand gepilgert..Der Himmel ist voll mit bunten Kites, solche Bilder kenne ich nur aus Kitezeitschriften aus Tarifa, Fuerteventura...Wir nutzen die windigen Tage um uns an unseren ganz neuen Flysurfer Kites zugewöhnen. Von den Windstärken ist von allem was dabei, morgens für mich ein paar Knoten, damit ich mit dem 12 Spaß haben kann bishin zum nachmittags wildem Mistralwind, wo Gert dann mit dem 8er höchste Sprünge darbietet. Schön die Kites nun mal in der Hand gehabt zu haben, wir wollen sie ja nicht nur mit uns rumschleppen...allerdings sind die Matten doch was anderes also unseren gewohnten Tubekites, etwas werden wir uns noch dran gewöhnen müssen, aber sie fliegen und wir sind glücklich über 3 Kitetage, so das nun nicht nur Po und Beine schmerzen, sondern gleich Arme, Rücken und Handgelenke mit inbegriffen:-)...

...Die Kombi Kiten, Radeln und Zelten ist nicht die einfachste und noch dazu ist auch hier in Frankreich noch April, mit frischen Temperaturen hat man es als (wir sind wohl die mit einzigen Zeltcamper auf Beauduc) Camper nicht gerade leicht, noch dazu kommen die eisigen Temperaturen des Meeres und Windes. Ab und an schauen wir doch zu den topmodernen VW Bussen/Wohnmobile rüber und träumen von unserem all zu lieben Karri -Bus, ein Schluck mehr vom Pastis und schon ist das Leid vergessen...wir haben es hinter unsere Sanddüne doch fein und einmal lag ich geschützt vom Wind doch schon im Bikini in der Sonne:-)...wahnsinns Ort, nur zum Weiterempfehlen wer mal ganz in der Wildnis, ohne Schnick-Schnack schöne Tage in den Dünen, am Strand verbringen will und meistens meint es der Mistral auch gut mit einem, dass er es mal zu gut mit uns meint, das ist eine andere Geschichte..."

Tagebucheintrag Gert " Beauduc will uns nicht gehen lassen"

...nach echt wunderbaren Tagen in den Dünen wollten wir auch dann mal weiter; nebenbei ging uns das kostbare Nass und Verpflegung aus. Noch eine Wasserlieferung vom ca. 15 km entfernten Brunnen war uns auch zu anstrengend - der nächste Supermarkt mit richtig gesalzenen Preisen auch.

Nur hätten wir unseren Abreisetag nicht schlechter wählen können! Jetzt wissen wir was die Camarque so berühmt macht - der Mistral war unbeschreiblich! Natürlich kein Rückenwind... Am Morgen noch halbwegs in Ordnung, baute sich der Wind gegen Mittag dermaßen auf, dass ein Fahren unmöglich war. 8 Beaufort Wind mit noch höhren Böen drängte uns auf die andere Straßenseite, das aufsteigen auf unsere Esel glich einem Drahtseilakt - die Nerven lagen nach ca. 15 km plank- immer erster Gang, Durchschnittsgeschwindigkeit 5 km/h! Von einer kleinen windgeschützten Stelle in der wir uns verkrochen hatten, sahen wir in der Nähe einen Bauernhof. Unsere LETZTE RETTUNG!! Ein Kurzes Stück mit dem Wind, das wir ohne Treten und nur mit dem Wind mit ca. 25 km/h zurücklegten, kamen wir dort an und fanden eine rettende Scheune. Der Bauer war freundlich (oder er hatte nur Mitleid mit uns) und wir konnten unser Zelt hinter der schützenden Mauer aufbauen.

Heilfroh lagen wir in unserem Zelt und wir verarbeiteten unsere letzten Vorräte zu einer halbwegs vernünftigen Speiße. Am Nachmittag gab es Nudeln mit einem Rest Pesto und am Abend verrührten wir unsere letzte Portion Reis mit ein wenig Salz, Pfeffer, Chillischoten und Soja Soße! Dazu gab es eine "Packerl-Kürbiscreme-Suppe" die ganz furchtbar schmeckte.

Jedenfalls ging auch dieser Tag irgendwie zu Ende... :=) wir beschlossen am nächsten Tag so früh wie möglich zu starten um dem heftigen Nachmittags-Mistral zu umgehen. Hatten zwar immer noch heftigen Gegenwind, irgendwann kam aber dann doch die rettende Weggabelung richtung Süd-westen, nur mehr mit Seitenwind geht es doch wesentlich besser...die letzten 15 km fanden wir eine wunderbare Piste entlang der Küste, vorbei an Flamingo-Kollonien und endloser Weite! Die ersten Pferde-Gruppen trabten an uns vorbei - wirklich lang zum heiß ersehnten Touriörtchen Saintes Maries de la mer kann es nicht mehr sein!

Dort angekommen checkten wir heilfroh in einem Campingplatz ein und suchten uns ein windgeschütztes Plätzchen. Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder eine warme Dusche! Was für ein Genuß! Das abendliche Grillen war nur mehr geil, unsere Speicher füllten wir mir unmengen Fleisch, Salat und Würstchen wieder auf.

2 Tage absolute gechilltheit hatten wir uns redlich verdient. Am zweiten Tag war auch gleich wieder kitebarer wind und obwohl noch immer die Schinken (Oberschenkel) brannten (für 50 km brauchten wir satte 2 Tage) konnte ich nicht wiederstehen, ein super Kitetag!

Heute (19.08) sattelten wir wieder die Esel und es ging bei einem recht windstillen und sonnigen Tag wieder etwas Richtung Westen. Jetzt sitzen wir (wieder einmal) in einem MC Donalds, wir überdauern gerade ein (hoffentlich) kurzes Gewitter und suchen uns dann ein feines Plätzen am Strand vom Le Grau du Roi und entspannen etwas am kiten. ...entspannen am kiten ist jetzt zwar etwas übertrieben... klingt blöd, ist aber so..

Lenkerhasenanekdote

Bei diesen wilden windingen Tagen hab ich die beiden doch sehr häufig stöhnen gehört und nun hab ich es entdeckt: Gert hab ich schon mit einer Lederjacke entdeckt, er wir wohl mit einem Motorrad weiterfahren.... siehe Bilder.


 


Aus Frankreich_mittelmeer



Aus Frankreich_mittelmeer
Aus Frankreich_mittelmeer




Aus Frankreich_mittelmeer

1 Kommentar:

  1. Schöne Berichte und Fotos! Da ziehts einen direkt auch auf einen Trip, und bin schon am überlegen was ich im Sommer machen könnte.

    Aber is doch schon ein wenig her seit dem letzten Update! Wann gibts denn mal wieder was neues?

    lg Much

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