Samstag, 20. April 2013

Türkei – Gastfreundschaft die vom Herzen kommt


Route: Istanbul- Yalova- Armutlu- Gemlik- Mudanya- Yeniköy-Bandirma- Gönen- Bayla- Etremit- Ayvalik- und ab auf die Insel...

 
Tagebucheintrag „und auf einmal ist man in einer anderen Welt "

...Cuba lässt uns mit einem doch irgendwie liebenswürdigen Chaos gehen. Die Autobusse brachten im Minutentakt Touristen zum Flughafen (2 riesige Maschinen aus England und Holland warteten schon), welche die Abflughalle innerhalb kürzester Zeit an einen überfüllten Wochenmarkt in Nicaragua erinnern lies. Jeder Tourist musste als erstes zum einchecken ne Stunde warten, dann sich bei nem Schalter anstellen um die Ausreisegebühr zu zahlen, weiter durch die Reisepasskontrolle, wo der arme Beamte unzählige Zettel ausfüllen musste, und dann fing erst die richtige Warterei an der Sicherheitskontrolle an. Da unser Flieger nach diesen „Bombern“ starten sollte, machten wir es uns erstmal mit nem Bierchen draußen gemütlich und genoßen die letzten kubanischen Sonnenstrahlen.


Dann gesellten wir uns aber doch auch in die Menschenmassen deren Größe und Ausmaße uns langsam Angst machten, bestehend aus einer bunten Mischung aus Touristen und auch Kubanern, welche das nötige Kleingeld hatten um ins nahe Ausland auszureisen. Diese wurden natürlich von der gesamten Familie und Freunden auf ihrem Weg begleitet. Der Abschied wird hier ja sehr oft mit Rum begossen, so hatten viele Kubaner auch hier ihre Flasche mit dabei, so wurde direkt im Flughafen ausgiebig direkt aus der Flasche getrunken; ein unglaublicher Geräusch- und Alkoholpegel, gepaart mit dicken Abschiedstränen entstand dadurch eine ganz schön herzzerreißend traurige Stimmung, welche uns ganz schön nah ging.... Unterbrochen wurden wir nur durch den Aufruf unseres Fluges, der nicht wie die anderen Flieger mit Verspätung abheben wollte. So wurden wir schnell durch alle Formalitäten durchgeschleust; einer nur sehr oberflächigen Gepäckkontrolle sei Dank wurde auch unser eigentlich unerlaubt mitgenommener Rum im Handgepäck nicht entdeckt... und schwupps waren wir schon im Flieger nach Moskau!! ...“


Flug war lang, mühsam aber gut
nach 13 Stunden landeten wir trotzdem mit frohem Mut,
dort angelangt wurde aber unser Fläschchen Rum bei ner Kontrolle entdeckt
zwei Russinnen mahnten uns und sagten wir haben den Rum illegal versteckt
Mit diesen zwei ließ sich auch leider nicht diskutieren,
In einem ganz rauen Ton als hätten sie keine Manieren
Jedenfalls täuschen wir nur vor das Fläschchen zu entsorgen
im richtigen Moment war es schon hinter nem Pulli verborgen
Wir mussten nur dann noch warten bis die Damen beschäftigt mit neuen Passagieren
wir dann Reiß aus nahmen und ganz schnell weg galoppieren.

Der zweite Flug des damaligen Tages war kürzer und kleiner
aus diesem Grund auch schon etwas feiner
Die Füße taten aber trotzdem schon unheimlich weh
am liebsten hätten wir sie gesteckt in frischen Schnee
Zu unserer Überraschung hätte in Istanbul da gar nicht viel gefehlt
waren in der Türkei die Tage des Winters noch nicht gezählt

Zu später Stund können wir es dann auch nicht lassen
und huschen dann nach dem Hotel noch durch die Gassen
gönnen uns im guten Glauben auch gleich 2 Raki und keine Biere
sind dann geschockt als der Kellner will 30 Lire!!

Istanbul ist ne wahnsinns Stadt
die einen schnell gefangen hat
so laufen wir nun zu dritt die Runde
nun mit Max neu im Bunde.

Erkunden so viel an diesem tollen Ort und kosten Allerlei
Max will Bier, Gert Döner, Sara doch nur Çai und Schlemmerei
Nach 3 Tagen ist es dann aber doch vorbei,
wir satteln die Räder und essen ein letztes Frühstücks-Ei
Es ging dann mir der Fähre nach Asien wo sicher warten viele Geschichten
von denen wir euch jetzt gerne wieder berichten....


Tagebucheintrag „Çai, Güle Güle, Merhaba und Teçeküler!“ (Bandirma, 7.4.2013)

...das sind die 4 Wörter die wir gerade so rausbekommen, ansonsten sieht es schlecht aus..nun waren wir mittlerweile so Stolz auf unsere spanischen Konversationen und nun das! Die Verständigungen gestalten sich schwierig , ab und an verläuft ein Einkauf auch ganz stumm: nett Nicken, Lächeln und Winken...man gewöhnt sich dran und wir sind nun recht gut mit Händen und Füssen zu erklären, wo wir hin wollen, wo wir herkommen uns was wir wollen..die netten Türken sind aber so oder so sehr hilfsbereit und extrem gastfreundlich! Alle paar Meter bekommen wir einen Çai oder etwas zu Essen angeboten, hätten wir jede Einladung angenommen, hätte Max seine Fähre in Bandirma nie erwischt!

Los geht es von Istanbul nun zu 3.! Max, Saras Bruder, mit dabei, nach längerer schwieriger Suche haben wir ein „topmodernes“ Bike ergattert (in Istanbul fährt kein Mensch Rad!!!) der „Backpack“ wird hinten drauf gespannt und nun geht es mit der Fähre rüber auf die asiatische Seite nach Yalova. Ohne viel Plan und Wissen radeln wir um die Halbinsel herum und dass dies so ein schöner Flecken Erde ist, hätten wir auch nicht gedacht. Immer am Meer entlang, Mal entlang an Steilküsten, mal direkt am Ufer, die kleine Straße komplett leer, erst im Sommer geht’s hier hoch her...die Strecke hat es allerdings in sich, ein ständiges auf und ab und das geht auch so weiter bis Bandirma. Die Anstrengungen lohnen sich aber: belohnt werden wir mit wohl einer der schönsten Strecken unserer Tour! Für Max gibt es eine 7 Tage Abenteuer Route: mit dabei mal ein Stück Autobahn bishin zum Wanderweg, spannende Tiersichtungen wie Schildkröte und Schlange, mortzmäßige Steigungen, eine abenteuerliche Flussüberquerung, Hitze, Regen, Kochleistungen unseres nur noch einzigen Minitopfes, ein Sprung ins frische Marmarameer und ein Sturmtag ist auch dabei!

In der Türkei blüht es an allen Ecken, wir radeln entlang von Olivenbäumen und blühenden Apfel- und Mandelbäumen, der Lavendel duftet und der Flieder leuchtet violett uns entgegen!

Bis Bandirma schuften wir uns noch über etliche Anstiege, Serpentinen und mega Abfahrten bis wir im netten Städle angekommen sind, ein letztes gemeinsame türkisches Essen, Çai, Efes Bier und Ayran und so verabschieden wir uns von Max, der nun mit der Fähre zurück nach Istanbul tuckert und wieder ins kalte Deutschland heimfliegt..schön wars zu 3, immer wieder gern:-)...“
 

Tagebucheintrag „April, april in der Türkei...“ (Ayvalik, 12.04.2013)

...willkommen in Europa (obwohl wir in Asien sind), hallo Aprilwetter! Auch hier entkommen wir nicht dem Frühlingswetter...fast haben wir es vergessen, dieses schmuddel-kalte-windige Wetter! Ein Jahr ist es nun her, als wir am 1. April in Titisee-Neustadt gestartet sind...1 Jahr!!! Damals 8 Grad und unsere 1. Nacht im Zelt bei 0 Grad wurde bis jetzt noch nicht unterboten! Und nun 1 Jahr später befinden wir uns in der Türkei, in einer traumhaften Berglandschaft bei 8 Grad, Regen und Wind! Es schließt sich der Kreis, ob wir wollen oder nicht...Erinnerungen werden wach, wie wir Monate lang durch das kalte Europa geradelt sind...und nun radeln wir mühsam auf und ab dick angezogen, bei den steilen Anstiegen wird uns wenigstens warm, doch bei den Abfahrten helfen keine Mützen oder Handschuhe! Hier im Landesinneren ist nicht viel los, wir radeln kilometerlang durch Weiden, Olivenhaine , ab und an ein Minidorf wo ein paar ältere Herren Cai schlürfen, eine Moschee fehlt allerdings nie und egal wo wir sind, wir hören den Muezzin vom Minarett durch Lautsprecher singen!!! Ab und an treffen wir auf Schaf oder Ziegenherden.Wir radeln verschlammt, nass eher schnell weiter, Pause machen bei so einem Wetter macht ja keinen Spaß...Zwischen Esel und Schafe wird gezeltet , wärmen tut der gute türkische Yeni Raki! Doch alles halb so schlimm: in der Türkei hält so ein Wetter nicht lange und nach 3 Tagen ist der Spuk vorbei, die Sonne scheint wieder und die Temperaturen klettern wieder auf 20 Grad, noch etwas frisch für uns...aber wir gewöhnen uns langsam wieder an das europäische Klima:-) Nun sitzen wir bereits am Mittelmeer, der Campingplatz bei Ayvalik ist noch geschlossen, umso besser: der Platz gehört uns, wir geniessen die Stille, den Blick aufs Meer und die Kiefern und Olivenbäume um uns herum, das nette junge Campingteam schaut schon ab und an vorbei, die Bienen summen um die leuchtenden Blumen, Storche fliegen über das glasklare Wasser, wir schauen auf die griechischen Inseln und springen ab und an auch schon ins 16 Grad kalte Wasser...und wir genießen in vollen Zügen ..einfach das Jetzt und Hier, Zeit zu haben, gerade um solche Plätze entdecken zu dürfen...“


Tagebucheintrag: „Die Türkei – zwischen den Welten“ (Fazit)

...die Türkei ist schon ein faszinierendes Land und als wir durch die dunkle Nacht mit dem Taxi vom Flughafen müde Richtung City düsen sind wir ganz schön baff. Aus dem Fenster blitzen hohe Hotels, moderne Fabriken und Gebäude vorbei, die Straßen blitzblank und modern. Nach Kuba und nach Zentralamerika erscheint uns dies wie eine andere, ja vertraute Welt, so anders, wieder in Europa denken wir uns; sind wir ja auch wieder auf dem europäischen Kontinent gelandet; und doch irgendwie auch nicht. Die Stadt Istanbul boomt, neue Firmen schießen gerade zu wie Pilze aus dem Boden, modern gekleidete Menschen überall, die Leute haben Geld und zeigen das auch. Moderne Autos, gefüllte Restaurants an jeder Ecke. Das Bild welches mancher vom arabischen Raum hat ist hier nicht sichtbar; zumindest fast nicht. Manche Stadtteile in die wir kommen sind wieder mal mehr, mal wieder weniger traditionell geprägt, jedenfalls treffen zwei Welten oft auf engstem Raum aufeinander. Sitzen wir am ersten Abend noch in einer Bar, trinken Raki und sehen wie sich zwei junge Türken an zwei Engländerinnen ran machen, liegt genau gegenüber ein Restaurant wo der Kellner uns am nächsten Tag mit schiefen Augen anschaut als wir ein Bier bestellen wollen. „Only bad Muslim drink alcohol“ meint er fest überzeugt.

Das Bild ändert sich auch sehr als wir zu dritt auf die asiatische Seite nach Yalova wechseln, wir sind in der Provinz der Türkei gelandet. Der Wirtschaftsboom scheint hier noch nicht so gänzlich angekommen zu sein, die meisten jungen Menschen hat es in die Metropole gezogen; Einzig die Moschee scheint das modernste Gebäude zu sein, alle anderen sehr alt und wirken sehr verwahrlost. Wir kreuzen den Hauptplatz an dem ne Teeküche liegt, stoppen und wollen was schlürfen. Wir trinken alle nen Cai, umringt von interessierten und erstaunten Männer-Blicken. Ne Frau sitzt hier anscheinend wirklich nicht oft, das Tee-trinken ist hier ein Männerphenomen also... aber wo sind alle die Frauen? Wir sehen wirklich nur wenige... Zahlen müssen wir auch nur 2 Cai obwohl wir zu dritt sind... Sara ihrer geht anscheinend frei Haus, weil es doch etwas sehr ungewöhnliches ist.. Als sie dann aufs Klo gehen will, winkt Max nur ab und meint es gibt hier nur ein Pissoir für Männer.... wahrscheinlich nur Zufall, jedenfalls ist die Türkei ein sehr vielseitiges Land... Sehr modern und wunderbar gastfreundschaftlich die Leute, aber dann auch wieder sehr ursprünglich... die Tradition und die Religion hat hier die Menschen geprägt. Das merkt man am Frauenbild das noch manche Türken haben, das merkt man in der Provinz wo Sara die einzige Frau ohne Kopftuch ist und verwundert angeschaut wird... wenn wir dann aber wieder in die Städte rein fahren ist wieder alles anders.....sehr konträr.

Wohin sich die Türkei in Zukunft hin entwickeln wird, ist in jedem Fall spannend. Ein Brückenschlag – einerseits ein sehr prosperierendes Land, steigender Wohlstand, die Moderne zieht ein ins Land... genauer gesagt in die Städte; auf der anderen Seite politische Strömungen die die Tradition bewahren wollen, ja sogar umkehren. Ursprüngliche Dogmen aus der Zeit von Atatürk Staat und Religion zu trennen werden wieder aufgeweicht..
Wir kommen in jedem Fall wieder gerne in dieses schöne Land das wir eigentlich nur viel zu kurz besucht haben... und auch noch viel zu wenig gesehen haben, waren wir ja nur in Istanbul und im westlichsten Teil von Anatolien...“


























2 Kommentare:

  1. Let us know what you think of Turkey - we are in China at the moment, but may get on the plane to jump to Turkey. Any problems with being a girl on a bike? - Warren & Esther

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  2. Hallo Ihr beiden. Wir sind nun auch in der Tuerkei. Amazing place. Where are you at the moment?
    Esther &Warren

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