Dienstag, 30. April 2013

Ελλάδα „Bike & Boat in Griechenland!"


Route: von der Insel Lesvos- nach Piraeus (Athen)- hoppen wir weiter über die kleine Insel Salamina- und wieder aufs Festland nach Megara- von dort auf die Peloponnes nach Korinth- Kiato- von Diakopto mit der Zahnradbahn hoch nach Kalarrita- und über Mihas die kurvenreiche bergige Straße nach Patras und ab aufs Schiff!!


Tagebucheintrag „gestrandet auf der Insel“ (Lesbos, 14.04.2013)
 
...nach nem letzten Cai in der Türkei besteigen wir die kleine Fähre, die uns auf die nahe griechische Insel Lesvos bringt. Der Name wurde anscheinend ja nicht nur von ungefähr so gewählt, sondern war Programm. Da die von der Insel stammende berühmte antike Dichterin Sappho in ihren Gedichten u. a. von der Liebe zu Frauen sang. ..was da früher so vor sich ging und ob die Insel immer noch nur von Lesben bewohnt wird, werden wir ja sehen bzw. ergründen...

Gespannt sind wir während wir in gut einer Stunde über das Meer tuckern, verlassen wir ja die doch prosperierende Türkei und kommen in das Krisenland Europa. Welchen Eindruck wir da wohl gewinnen werden... Die 3 größte griechische Insel vermittelte in jedem Fall einen sehr sehr entspannten Eindruck und von Krise war eigentlich keine Spur. Aber klar, das Epizentrum/Athen ist ja doch sehr weit entfernt. Der Tourismus sorgt für Einnahmen, außerdem kommt der Großteil der gesamten griechischen Ouzo-Produktion von Lesvos. Es scheint dass die Leute Arbeit haben und am Hafen sind die Cafe`s gerammelt voll, junge trendige, top gestylte Leute sitzen auf modernen Sesseln um zu sehen und gesehen zu werden und schlürfen das griechische Modegetränk „freddo cafe“, welches so süß und fett ist, dass es als volle Mahlzeit durchgehen könnte.


Ja überhaupt sind wir komplett überfordert, mit der Auswahl allein an Kaffeespezialitäten, so waren wir in Zentralamerika froh einfach eine Tasse Kaffee oder Tee zu bekommen, hier kommen wir an unsere Grenzen...einen „normalen“Kaffee kennt die junge Kellnerin wohl nicht, wir sollen doch erst mal die Art von Kaffee auswählen (Filter, americano, espresso..) und ob mit Sirup, Alkohol oder doch einen trendigen (das was alle trinken): Freddo, frappucino oder doch einen Freddoccino??? Glücklich sind wir dann mit dem einfachen griechischen Cafe, nur noch entscheiden ob ohne Zucker, medium oder volle Kanne und wir haben es geschafft!!!

Wir finden ein ganz tolles Apartment wollen hier 2 Tage verbringen, um die Insel zu erkunden und genießen den griechischen Frühling bei traumhaften Souflaki Spießchen, griechischem Salat, Zaziki, und nem Gläschen Wein und Ouzo unter Orangenbäumen!
Durch Zufall finden wir auch eine Therme direkt am Meer, die zwar geschlossen ist, welche aber trotzdem das heiße Wasser über den Strand direkt ins Meer fließen lässt. Das müssen wir natürlich gleich ausnützen und erfreuen uns über ein heiß-kaltes traumhaftes Wechselspiel a la Kneipp! Sitzt einer von uns in einer kleiner Wanne im heißem Wasser am Strand- muss der andere im doch noch sehr kalten Mittelmeer verweilen und mit Kälteschocks kämpfen. Nach ner Minute wurde immer gewechselt; ein besonderer kostenloser Badespaß war das!

Von der Krise keine Spur hier auf der Insel? Naja, nicht ganz. Am zweiten Tag wäre unsere Fähre gegangen, wir checken aus, lassen noch die Räder beim Apartment und genießen den Nachmittag bei Kaffee, radeln wir spät-nachmittags zu unserem Schiff welches schon am Hafen festgemacht hat.. irgendwie kommt uns das aber alles spanisch vor.. der Schranken zum Hafen offen und kein Pförtner, keine Kasse geöffnet, ziemlich ruhig hier, außer die Autos die zuerst in unsere Richtung fahren um dann uns wieder entgegen zu kommen. Am Schiff bekommen wir auch dann auch bestätigt was wir schon befürchtet haben: Streik der griechischen Fähren! Die nächsten 2 Tage kommt hier also keiner von der Insel weg! Ahhh, schon blöd, haben wir ja irgendwie den ganzen Tag auf die Abfahrt hingewartet, andererseits gibt es ja deutlich schlimmeres als auf ner griechischen Insel fest zu stecken! :=) Wir machen das beste draus, holen uns wieder unser Zimmer, und relaxen halt hier ein bisschen mehr.... Aus dem 2 tägigen Zwischenstopp wurden 4.

Die zusätzliche Zeit auf der Insel nützten wir auch für ein vielleicht eher ungewöhnliches „Sightseeing“, sozusagen ein Tempel besonderer Art, aber wir müssen dazu auch sagen dass wir halt schon eine lange Zeit nicht mehr in Europa waren und wir diesen Luxus nicht mehr gewohnt sind! Vor allem nach Kuba! Wir gingen in nen Supermarkt! Was für eine Käseauswahl, wie viel Produkte, die wir schon fast vergessen hatten! Nach ner Stunde und komplett fasziniert schafften wir es endlich wieder aus diesem Konsumtempel; gekauft haben wir bis auf Mineralwasser allerdings nichts...“


Tagebucheintrag „Athen, Athen“

„….und auf einmal ist man in Athen. Die 16 Stunden-Fahrt war super, wir fanden ein kleines Plätzchen wo wir unsere Matten in der Nacht ausbreiten konnten; geschlafen haben wir dann auch ganz wunderbar nachdem wir diese lästigen Halogen Lampen an der Decke rausgeschraubt haben die uns direkt ins Gesicht leuchteten.
Wir rollen raus aus dem Hafen und irren zuerst ein wenig planlos durch Piräaus, finden dann aber auch gleich ein schönes, aber günstiges Hotel für eine Nacht. Angenehm finden wir die Stadt im Frühling; ganz entgegen einer Kindheitserinnerung von mir im Hochsommer vor ca. 25 Jahren.. Damals hatte es in der Nacht noch 35 Grad und man musste sein Bett in die kalte Badewanne verlegen.

Vertrauter wurde es dann als wir das Zentrum erkundeten. Am Montag ist kostenloser Eintritt für alle Kultureinrichtungen und Gott sei dank standen wir schon sehr früh an der Akropolis, als dann beim Rückweg die Touristenmassen kamen. Ein Bus nach dem anderen schleuderte Menschen aus allen Nationen auf den Hügel. Touristen mit Führer erstürmten mit schmerzverzerrtem Gesicht die Treppen, schauten dass sie mit schwenkendem Tuch in der Hand ihre Schäfchen zusammenhielten und rauften sich durch die Massen um doch noch schneller als die anderen oben anzukommen. Da traten wir glücklicherweise schon den Rückweg an und gönnten uns später ne Pita, schlenderten noch ein wenig durch die Altstadt und Einkaufsstraßen und machten ein paar Besorgungen... Es musste bei beiden mal wieder ein neues T-shirt her... außerdem nutzen wir die Stadt für die Suche nach neuen Büchern, die wir verstehen können....(das erste Mal eine deutsche Zeitung!!!)...“


Tagebucheintrag: „...Multi-modal unterwegs!...“
 
...den mühsamen Weg raus aus der Stadt und durch die industrie-geplagten Randgebiete von Athen wollten wir uns schenken; so starteten wir unsere Radtour in Griechenland wieder vom Hafen aus, bestiegen ne kleine Fähre und nach kurzer Zeit landeten wir auf einer Mini Blumeninsel (Salamina) die im Golf vor Athen liegt. Nach einer kurzen Radfahrt auf die andere Seite der Insel und wieder nach einer kleinen Fährfahrt landeten wir weit außerhalb Athens schon auf halben Weg vor Korinth. Das Wetter war allerdings Mist und das radeln bei Gegenwind war auch nicht das gelbe vom Ei, da kamen wir bei nem Bahnhof vorbei. So wechselten wir gleich wieder den Untersatz und stiegen in den Zug und waren schwupps dann schon auf der Peloponnes bei Korinth: So macht Radfahren Spaß!! In nem Kaffee überdauerten wir dann noch ein kleines Gewitter. Das Wetter lässt hier noch zu wünschen übrig...

Nach all dem Schiffchen und Zug fahren entschlossen wir uns doch noch ein wenig aufs Rad zu schwingen.... die Kilometer purzelten nur so, da unsere Beine nur so vor Energie strotzten...und fanden kurze Zeit später hinter einer Kirche einen schönen und nicht zu belebten Strandabschnitt. In einem Boot, welches am Strand noch Winterschlaf hält, setzten wir uns rein und funktionierten es kurzerhand in ein 2 Personen-Restaurant um. Es wurden Rotwein, Spagetti, Schokolade und Gummibärchen serviert. Begleitet wurde der Schmaus von einer 2 stündigen Arie die nebenan aus der Kirche hallte... Der Messner wird wahrscheinlich nach dieser Höchstleistung mit heiser Stimme ins Bett gegangen sein. Noch dazu hatten wir aller Grund zu Freude: wir besitzen ein neues Kochset (2 Töpfe und sogar eine Pfanne MIT Henkel!!!)..so hatten wir doch letztendlich nur noch einen kleinen Topf, der schon mehr verrußt und verdellt war, als alles andere:-) so macht da köcheln wieder Spaß...

Besuch von nem Griechen in unsere Alter hatten wir an diesem Abend auch noch, der uns – als er hörte dass wir aus Deutschland bzw. Österreich kommen - seine Sicht der Dinge über die Lage seiner Nation darlegte (und auch den Unmut über das böse Deutschland). Und leicht haben es die Griechen derzeit sicher nicht. Fast alle Freunde von ihm teilen das gleiche Schicksal und haben keinen Job. Ursprünglich lebte er in Athen, das jetzt aus seiner Sicht allerdings tot ist... dort gibt es überhaupt keine Arbeit mehr und seiner Meinung„die Menschen nicht mehr lachen“. So zog er hierher aufs Land, wieder zu seiner Familie, die einen kleinen Markt betreibt. Dort arbeitet er nun aushilfsweise. Viel Einkommen haben sie aber alle nicht, zum größten Teil ist die Familie auf Selbstversorger umgestiegen. Sie haben einige Olivenbäume, und tauschen so ihr Olivenöl gegen Gemüse und andere Lebensmittel von anderen.
Dass Griechenland derzeit so in der Kreide und so schlecht dasteht ist vor allem auch Deutschlands Schuld, welches keinerlei Interesse hat dass es den Griechen wieder besser geht. Und vor allem nützt Deutschland die Schwäche Griechenlands aus um sich selbst zu bereichern und um sich alle wichtigen Industriezweige unter den Nagel zu reißen! (so sieht er die Dinge).
Gleichzeitig hört er von seinen Freunden die schon in Berlin sind von paradiesischen Zuständen...(viel günstiger, Gold hängt an den Bäumen usw..) er will auch weg von hier. Aber auf der anderen Seite kann er sich nicht vorstellen in einem Land zu leben in dem nur Winter herrscht und man maximal 2 Monate draußen im Garten sitzen kann.

Medial wird in Griechenland die ganze Situation ausgeschlachtet und regelrecht Hetze betrieben; in griechischen Zeitungen wird Frau Merkel neben Hakenkreuz abgebildet, von einer Übernahme Deutschlands wird bei Demonstrationen gewarnt... Rechte Gruppen gewinnen auch immer mehr an Wählerstimmen... die prophezeien u.a dass wenn sie an die Macht kommen es Schluss ist mit der Demokratie; und das im Mutterland derer! Von rechten Schlägertrupps ist jetzt schon die Rede die durch manche Stadtteile Athens marschieren und Glasscheiben ausländischer Geschäfte einschlagen.

Die Zukunft schaut nicht sehr rosig aus für Griechenland, einem so schönen und reichem Land! Hoffentlich wird sich die Situation beruhigen. Zu schön ist die Idee eines vereinten Europas...“

Tagebucheintrag „ab in die Berge...“

...eigentlich wollen wir die Küstenstraße im Norden der Peloponnes entlang radeln, bis wir nach Patras kommen.. nach unserem wunderbaren Schlafplatz am Meer , mit morgendlichen Sprung ins sehr sehr kalte Wasser ging es zügig voran. Landschaftlich sehr schön, die Zitronen leuchten gelb an den Bäumen und es blüht an alle Ecken, doch immer „nur“ am Meer, wurde doch langsam langweilig...
Als wir in Diakopto auf eine über hundert Jahre alteZahnradbahn stoßen, zögern wir nicht lange, lupfen unsere Räder rein und schon geht’s los: eine spektakuläre Bahnstrecke, durch Täler, Schluchten , über Minibrücken entlang an Wasserfällen, steil bergauf in die Berge! Und schon befinden wir uns auf über 800hm, es empfängt uns ein nettes Dorf und das Stirnband und Pulli werden wieder mal gebraucht...was für abwechslungsreiche und mal ganz andere Tage: Fähre, Sprung ins Meer, Zahnradbahn, Bergwelt und ab aufs Bike,...auch mal nicht schlecht!!
Nun wartet bis nach Patras eine traumhafte Strecke auf uns, wohl eine der kurvenreichsten Straßen in der Gegend...hier oben startet der Frühling gerade erst und die hohen über 2000hm Berge sind noch mit viel Schnee bedeckt! Es ist noch kühl, teilweise auf über 1000hm, doch die Landschaft, der Blick auf die bepuderten Berggipfel und die Minibergdörfer entschädigen für die Mühen und die doch noch kühlen Temperaturen und dementsprechend kalten Nächte im Zelt..

Noch von weit oben sehen wir schon aufs Meer , so geht’s im Sturzflug hinab bis wir zum Hafen rein rollen und quasi direkt ins Schiff nach bella Italia!!..“




1 Kommentar:

  1. Ihr kommt immer näher :D Bitte macht schnell und bringt Sommer mit!!! Wir hatten gestern Nacht mal wieder einen Rückschlag 0° :( Ich will endlich Sommer. Aber durch den ständig wiederkehrenden Ostwind (die russische Peitsche) bekommen wir regelmäßig ein Temperaturreset :(
    HEL

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